nettime's_assimilationist_system on Wed, 9 Feb 2000 20:25:00 +0100 (CET) |
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<nettime> austria [hammer, graham, becker, widerstand, bernhard] |
Markus Hammer <[email protected]> wolfenstein2000 - the austrian question? Phil Graham <[email protected]> Wodak interview Konrad Becker <[email protected]> t0 statement regarding the political situation in Austria "widerstand.netbase.org" <[email protected]> widerstand.netbase.org "<<bernhard>>" <[email protected]> Re: <nettime> The Austrian Question [more 2] - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - From: Markus Hammer <[email protected]> Subject: wolfenstein2000 - the austrian question? Date: Wed, 09 Feb 2000 18:20:03 +0100 (MET) http://www.geocities.com/ws2000_3d - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Date: Thu, 10 Feb 2000 01:08:31 +1100 From: Phil Graham <[email protected]> Subject: Wodak interview Kommentar der Anderen Ruth Wodak Institut fuer Sprachwissenschaft Universitaet Wien und Forschungsschwerpunkt "Diskurs, Politik, Identitaet" bei der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften "Das Ausland", "Weltverschwoerung" und "Suendenboecke" � oder wie man aus "Taetern Opfer macht" Alles kommt wieder! Es ist erstaunlich, dasz es vielen nicht auffaellt, auch wenn es diesmal unter anderen Vorzeichen steht und auch viel gefaehrlicher erscheint. Die Waldheim-Affaere 1986 zog weite Kreise, und damals machte fast die gesamte Medienlandschaft (mit Asusnahmen wie Profil , Wiener Zeitung und Salzburger Nachrichten) an einer Verschwoerungstheorie mit: das "Ausland" (v.a. der Juedische Weltkongresz und die sogenannte "Ostkuestenpresse) haette sich gegen Oesterreich (=Waldheim) verschworen; Berichte wurden verzerrt und Unterstellungen geaeuszert, die den Chauvinismus vieler verstaerkten und zu antisemitischen Vorurteilen fuehrten. Momentan spielt sich Aehnliches ab: Wiederum wird das Ausland verurteilt; viele meinen, dasz sie die Reaktionen der 14 EU-Staaten gar nicht verstuenden, wenn nicht irgendwelche Hintermaenner zu verorten waeren. Dasz viele Menschen und europaeische BuergerInnen die sogenannten "Ausrutscher" von Joerg Haider und seinen Mitmaennern nicht so leicht vergessen wie in Oesterreich, scheint offenbar unverstaendlich! Die Hintermaenner sind schnell gefunden, wie auch am Sonntag, 6. Februar in der TV Sendung "Zur Sache" zu hoeren war: es sei die sozialistische Internationale, zusammen mit Kommunisten (welche? wo?), Kanzler Klima und Bundespraesident Klestil. Diese alle haetten die starken Reaktionen aus der EU geschuert. Daher brauche man sich ja um diese Reaktionen gar nicht mehr kuemmern, auch nicht darueber nachdenken, ob es berechtigte oder auch moeglicherweise unberechtigte Gruende gaebe `- wichtig ist nur, Suendenboecke zu finden und Verschwoerungen aufzudecken. Damit soll nun die Aufmerksamkeit auf Untersuchungsausschuesse und parteipolitische Polemiken fokussiert und damit von den Problemen abgewendet werden. Eine Vogel Strausz Politik � oder ganz bekannte diskursive Strategien eines Rechtfertigungsdiskurses, wie er eben schon 1986 zu beobachten war. Das ist in der Politik sicherlich nicht neu, aber offenbar schwer zu durchschauen. Was tut man also, wenn man angegriffen wird? Man koennte sich entschuldigen und bereuen- aber das passiert selten oder nie. Entschuldigungen werden ab und zu geaeuszert, aber mit "meinetwegen" eingeleitet und damit relativiert. Reue taucht nicht auf! Viel eher sind Verleugnungen zu finden: man haette es nicht gesagt oder anders gesagt. So etwa in der Sendung "Talk im Turm" am 6.2. 2000, als Joerg Haider Thomas Prinzhorn verteidigte, als jenem die beruehmt-beruechtigte "Hormonaeuszerung "vorgeworfen wurde: Ja, Haider ging sogar so weit, zu meinen, er wuerde Prinzhorn tatsaechlich aus der FPOe ausschlieszen (man beachte seine Macht!), wenn Prinzhorn dies gesagt haette. Nun, am 7.2. wurde in der ZIB2 am Abend die Aeuszerung auf Tonband vorgespielt, authentisch. Aber die Szenarien sind schon sicher vorbereitet: vielleicht ist das Tonband gefaelscht? Auch von der sozialistischen Weltverschwoerung? Ein Ausweichmanoever wird sich finden, auch wenn nicht so leicht. Am besten, man deklariert die ZIB2 Redaktion gleich als Beteiligte der Verschwoerung, dann geht alles "in einem Aufwaschen" � Ein Untersuchunhgsausschusz ist sicher angesagt! Projektionen laufen unbewuszt: unendliche Macht wird all diesen Suendenboecken und Verschwoerern zugemessen; diese koennten den franzoesischen Praesidenten und andere prominente Staatsmaenner und �frauen sicher davon ueberzeugen, Einstimmigkeit von 14 EU-Laendern zu erreichen! Diese Muster kennen wir nur allzu gut aus dem bekannten Vorurteil der "Juedischen Weltverschwoerung". Identifikation mit dem Aggressor ist die naechste Strategie: Wenn man/frau sich schuldig fuehlen, dann kehrt man einfach die Rollen um! Aus Taetern werden Opfer, und umgekehrt: Nicht die Mehrheit ist stark, sondern Minderheiten, Auslaender, Einwanderer, Illegale druecken alsbald die Mehrheit mit deutscher Muttersprache an die Wand�.Diese diskursiven Strategien wurden schnell nach dem Fall des Eisernen Vorhanges 1989/90 sichtbar. Auch schon damals war die Rede von "40000 Rumaenen", die an der Grenze warteten und bald Oesterreich "ueberschwemmen wuerden". Diffamierung fehlt noch in unserer Liste, wie auch die Schwarz-Weisz Malerei: Die Abwertung der GegenerInnen gehoert zum politischen Spiel dazu. Man kann nur neugierig sein, welche Eigenschaften und Charakteristika bald den GegenerInnen zugeschrieben werden. Aus Erfahrung wissen wir, dasz Joerg Haider sicher viel einfallen wird. Letztlich wird noch versucht werden, eine komplette neue Realitaet zu erdichten: In Wirklichkeit war alles ganz anders� und wenn man/frau das nur oft genug wiederholt, glauben es bald viele! Die neue Regierung ist dann schlieszlich tatsaechlich das Opfer von allen. Und mit solchen Opfertheorien haben viele in Oesterreich schon gute Erfahrungen gemacht. Wozu denn die Widersprueche aufrollen und nachfragen, wie es denn moeglich war, Hilmar Kabas als Ministerkandidat vorzuschlagen? Nach einer Verurteilung des fremdenfeindlichen Wahlkampfes in Wien vor dem 3. Oktober 1999 durch Joerg Haider, der sogar personelle Konsequenzen versprochen hatte? Es bleibt zu wuenschen, dasz moeglichst viele dieses absurde Theater durchschauen und sich nicht von demagogischer Politik einfangen lassen! -------------------------------------------- Phil Graham Faculty of Business, Economics, and Law University of Queensland [email protected] -------------------------------------------- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - From: Konrad Becker <[email protected]> Subject: t0 statement regarding the political situation in Austria Date: Wed, 9 Feb 2000 13:19:59 +0100 The Institute for New Culture Technologies in Vienna firmly opposes any policy leading to discrimination, defamation and intimidation. The participation of the Freedom Party (FPOE) in the Austrian government represents a dangerous precedent for the political unity of Europe. The FPOE's inclusion in the government amounts to a political legitimisation of acts such as playing down Nazi crimes and stirring up resentment, xenophobia and sexism. It also acts to legitimise attempts of political zigzagging, refusal of dialogue, and intimidation against dissenters. Cultural workers have repeatedly been attacked by the Freedom Party. The Institute for New Culture Technologies t0 has itself experienced what it means to be an opponent of Joerg Haider when a slandering campaign against it could only be stopped by court action. The court ruling has since successfully countered his defamations. The FPOE's inclusion in the government is a serious threat to democracy. Therefore we appeal to you to continue to critically monitor the developments in Austria, so that this unacceptable political situation can be reversed and can never become an example for others. Isolating not only the current governmental coalition, but also those forces that resist it, would mean working into the hands of the FPOE in its efforts to undermine a critical public. Please support us and all the others who oppose the current development and who jointly act for freedom, tolerance and democracy. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Institut f�r Neue Kulturtechnologien t0 stellt sich entschieden gegen jede Politik, die zu Diskriminierung, Diffamierung und Einsch�chterung f�hrt. Die Regierungsbeteiligung der FP� stellt einen gef�hrlichen Pr�zedenzfall f�r die politische Einheit Europas dar. Die Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus, das Sch�ren von Ressentiments, von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Sexismus, Versuche, Andersdenkende einzusch�chtern, Dialogverweigerung und Wortbruch werden dadurch als Mittel der Politik legitimiert. Kulturschaffende wurden wiederholt von der Freiheitlichen Partei angegriffen. Das Institut f�r Neue Kulturtechnologien t0 hat selbst durch eine Hetzkampagne zu sp�ren bekommen, was es hei�t, ein Gegner J�rg Haiders zu sein. Dieser Diffamierung konnte durch eine gerichtliche Klage erfolgreich begegnet werden. Die Regierungsbeteiligung der FP� ist eine ernsthafte Bedrohung f�r die Demokratie. Bitte verfolgen Sie die Entwicklung in �sterreich weiterhin kritisch, damit dieses Beispiel nicht Schule macht. Nicht nur die derzeitige Regierungskoalition, sondern auch die Kr�fte des Widerstandes zu isolieren, unterst�tzt das Ziel der FP�, eine kritische �ffentlichkeit zu verhindern. Unterst�tzen Sie uns und alle anderen, die gegen die aktuellen Entwicklungen auftreten, bei unserem gemeinsamen Eintreten f�r Freiheit, Weltoffenheit und Demokratie! Institute for New Culture Technologies t0 Public Netbase Museumsquartier, Museumsplatz 1 A-1070 Vienna, Austria Fon: ++ 43-1-522 18 34 Fax: ++ 43-1-522 50 58 E-mail: [email protected] http://www.t0.or.at - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Date: Wed, 09 Feb 2000 03:00:16 +0100 From: "widerstand.netbase.org" <[email protected]> Subject: widerstand.netbase.org widerstand.netbase.org is a metasite for information about the protest against austrias right-wing gouvernment. texts about political resistance will be also available soon... <german> um ueber die aktuellen geschehnisse moeglichst uebersichtlich zu informieren, wurde widerstand.netbase.org ins leben gerufen. als eine "meta-seite" soll widerstand.netbase.org uebersicht ueber die momentan wichtigsten webseiten zu protestaktivitaeten gegen die schwarz-blaue regierung oesterreichs und berichterstattungen diesbezueglicher ereignisse geben, sowie (in kuerze) grundlagentexte zu politischem widerstand bereitstellen. /* widerstand:jetzt! http://widerstand.netbase.org */ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Date: Wed, 09 Feb 2000 00:57:11 +0000 From: "<<bernhard>>" <[email protected]> Subject: Re: <nettime> The Austrian Question [more 2] > > It is just untrue > > that there is > > repression against artists in Austria. > > This is simply NOT true! > there has been uncounted attacks against artists an intellectuals from the > freedom party- > this ranges from attacks on pretty conservative and established artists to > the "avangarde" and "artists with social responsibility" (including Public > Netbase which has been attacked for its debate on zensorship with a call to > withdraw all public funding). > The FPOe produced a nazi-style pamphlets against "entartete kunst" just last > year (including Nitsch Muehl, Kolig, Wiener Gruppe, Netbase and others) > They have been constantly attacking theater people like Jellinek, Turrini > and Peymann. sorry if I wasn't clear enough, I meant there is no physical repression. There are countless verbal attacks which btw is not an exclusively austrian issue (e.g. Rudolf Giuliani vs. Sensation) > There is a strong climate of repression which extends to the > socialdemocrats- only some years ago a social-democratic Minister Moritz has > declared Thomas Bernhard a case for a mental hospital. > (expect a list of further information on the repression of art and science > soon!) Thankfully you point out that these attacks do come from other sides as well, although not nearly as frequent as from the right. Bernhard -- Bernhard Loibner ALL.QUIET [email protected] http://www.allquiet.org/ ____________________ "Komponieren ist ein Synonym f�r komputieren." 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