Krystian Woznicki on 20 Sep 2000 10:31:15 -0000


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[rohrpost] Pleitewelle überrollt Internet-Szene in den USA



>Pleitewelle überrollt Internet-Szene in den USA
>Aus der FTD vom 20.9.2000
>
>Im Internet ist Dabeisein nicht alles - wenigstens nicht auf Dauer.
>Eine Reihe von Online-Händlern unterschiedlicher Branchen bekommt die
>immer härtere Auslese im Internet-Geschäft zu spüren und macht dicht oder
>entlässt Teile ihrer Belegschaft.
>
>Der Internet-Möbelhändler Homeportfolio machte am Dienstag, sieben
>Monate nach dem Start, sein E-Commerce-Angebot dicht. Wenige Stunden später
>entließ der Restaurantführer Food.com rund 100 Mitarbeiter, die Hälfte der
>Belegschaft. Fast zeitgleich kündigte Deja.com, eine auf Produktrezensionen
>spezialisierte Web-Seite, einem Drittel ihrer Mitarbeiter. iCast, ein
>Online-Vertrieb von Kurzfilmen, Videos und Musik und eine Tochter der 
>amerikanischen
>Finanz-Holding CMGI, hatte kurz zuvor zehn Prozent der Belegschaft entlassen.
>Konkurrent Pseudo.com musste gar komplett schließen. Erst vor wenigen Tagen
>hatte das Internet-Portal Altavista, ebenfalls Teil der CMGI-Holding, die
>Streichung eines Viertels der Stellen angekündigt.
>
>Konzentration in der Cyber-Welt
>
>Schließungen und Entlassungen markieren einen Konzentrationsprozess
>in einer Reihe von Cyber-Branchen. Offenbar haben die meisten Web-Firmen
>das Marktpotenzial des Online-Handels überschätzt. "Der Markt, die
>Verbraucher und die Hersteller sind einfach noch nicht bereit für den
>Online-Handel", sagte Rich Morrison, Vertriebsleiter von Homeportfolio, dem
>Branchendienst "Cnet". Kunden bräuchten mehr Gewöhnungszeit, bis sie teure 
>Produkte
>online ordern würden. Erst 2002 seien genügend Kunden mit dem Medium
>Internet vertraut, um einen Online-Möbelhandel zu einem profitablen Geschäft
>zu machen.
>
>Die Folge: Kaum eines der virtuellen Einrichtungshäuser floriert. Im
>August hatte mit Living.com eine Tochter des weltgrößten Cyber-Shops
>Amazon.com Konkurs angemeldet. Von Massenentlassungen und einer hohen
>Personalfluktuation ist selbst Furniture.com geplagt, die führende 
>Web-Seite für
>Inneneinrichtung.
>
>Homeportfolio wird sich nun auf den Verkauf technischer
>Dienstleistungen konzentrieren: etwa Web-Seiten für andere Aspiranten im
>Internet-Geschäft aufbauen und betreiben sowie als Marktforscher für 
>Online-Händler
>auftreten.
>
>Rückzug aus dem Internet
>
>Genauso zieht sich auch Food.com aus dem direkten Geschäft über das
>Internet zurück. Der Restaurantführer und Dinner-Service wird nach Aussage 
>von
>Food.com-CEO Rich Frank Web-Seiten von Restaurants aufbauen und betreiben. 
>Mit dem
>Strategiewechsel entledige sich Food.com "der unprofitablen Teile des 
>Geschäfts",
>sagte Frank. Das ist aufschlussreich: Schließlich bestätigt Frank damit die
>Befürchtung vieler Investoren, dass sich derzeit nur mit
>Infrastruktur-Dienstleistungen rund um das Internet Geld machen lässt, 
>nicht aber mit einem eigenen
>Auftritt als Online-Händler. Food.com macht beim Umbau der Firma denn auch
>keine Kompromisse mehr. Am Dienstag verließ Finanzchef Joan Varrone die
>Firma. John Laing, Chief Operating Officer von Food.com, räumte seinen
>Posten. Die Firma wird den Betrieb in der Zentrale in San Francisco
>konzentrieren.
>
>Unter den Internet-Lebensmittelhändlern hatte sich eine Konzentration
>schon im Juni abgezeichnet, als Webvan für 1,2 Mrd. $ den Konkurrenten
>Homegrocer übernahm. Im April hatte die Supermarktkette Safeway den Web-Laden
>Groceryworks gekauft. Webvan hat nach Analysten-Einschätzung auf Grund eines
>ausgefeilten Logistiksystems gute Überlebenschancen.
>
>Wie eng es für Internet-Firmen geworden ist, musste auch die Seite
>Dotcomfailures.com erfahren. Der auf Internet-Pleiten spezialisierte 
>News-Dienst stand
>nach Aufbrauchen von 2,6 Mio. $ an Venture-Capital selbst vor dem Aus.
>Eine Woche später sicherte eine Finanzierungsrunde vorerst den Betrieb der
>Pleiten-Seite.
>
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