Krystian Woznicki on 13 Oct 2000 15:14:47 -0000


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[rohrpost] Hollywoods neue Arbeiterklasse


Hi,

hier ein paar Zitate zu "Hollow Man".

Gruss
Krystian


" Vielleicht unbeabsichtigt, reflektiert der Film das Verschwinden des 
Stars jedoch auch auf kritische Weise. Die Ironie freilich ist, dass Kevin 
Bacon hier nicht von der Computertechnik arbeitslos gemacht wurde. Im 
Gegenteil. Alle Szenen, in denen er unsichtbar ist, wurden mit ihm 
eingespielt, um - bezogen auf das Handeln seiner Gegen�ber -  einen hohen 
Grad an Dynamik und Realismus zu erzielen. Deshalb verbrachte Bacon die 
meiste Zeit des angeblich h�rtesten Drehs seines Lebens bedeckt mit gr�ner, 
schwarzer oder blauer Farbe und entsprechenden Kontaktlinsen, Latexmasken, 
Per�cken und falschen Z�hnen, sowie einem hautengen Bodysuit. Dank dieser 
Kost�mierungstortur konnten Ber�hrungen mit Elementen der materiellen Welt, 
etwa Rauchschwaden, Wasser, Nebel, Dampf oder Feuer eine gespenstisch 
leibhaftige Silhouette zum Vorschein kommen lassen. Auch wenn das Feindbild 
gerade in solchen Momenten an Gesehenes erinnert, z�hlen sie doch zu den 
dramatischsten des zeitgen�ssischen Kinos: Der Schauspieler ist von der 
Bildfl�che verschwunden, trotzdem schwitzt er und schuftet, damit luxuri�se 
Spezialeffekte, die ihm l�ngst den Rang abgelaufen haben, besser zur 
Geltung kommen. Somit steht "Hollow Man" f�r einen weitreichenden 
Strukturwandel in Hollywood : w�hrend sich die Hierarchien auf dem 
Arbeitsmarkt erneuern, entsteht eine neue Arbeiterklasse. Ihr erster 
Protagonist heisst Kevin Bacon."

Anatomie des Verschwindens
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/3571/1.html

"Man kann den Film als einen Plato-Essay lesen. Es hat schon seinen Grund, 
dass meine Wissenschaftler in einer - platonischen - H�hle leben. Aber Sie 
k�nnen �hnliches auch bei Jean-Paul Sartre finden, der hat einmal �ber den 
"Blick des Anderen" einen sehr interessanten Text geschrieben. Wenn einer 
nicht mehr durch andere kontrolliert werden kann, ver�ndert sich nat�rlich 
sein ganzes Wesen."

Paul Verhoeven in einem Interview mit R�diger Suchsland
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/8905/1.html

"Das Geheimnis von Paul Verhoeven ist, dass er eigentlich eine Nummer - ich 
glaube, so muss man's nennen - unzivilisierter, stumpfer, bl�der und 
reaktion�rer ist als Hollywood, dass er einfach dummfrech ist und dass die 
Hollywood-Konvention eigentlich humaner und komplizierter ist. Und dass 
dieses gewaltt�tig-bl�dsinnige, dummfreche Umgehen mit dieser Konvention 
ganz interessante Effekte in manchen seiner Filme ergibt. Ein bisschen ist 
da vielleicht auch drin von Humor oder fremdem Blick auf Hollywood. 
Wahrscheinlich ist es in erster Linie genauso, wie es der Typ im Film sagt: 
�Ich halte mich hier nicht an Vorschriften, ich mache das jetzt mal ganz 
direkt.� Selbstportr�t. Es gibt manchmal den Effekt, dass ein rechter 
Regisseur sozusagen, also ein Regisseur, der rechts von Hollywood steht, 
dabei auch mal in manchen F�llen, bei manchen Projekten eine ganz gute 
Kritik produziert. "

Diedrich Diederichsen in einem Gespr�ch mit u.a. Harun Farocki
http://www.jungle-world.com/_2000/42/28a.htm


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