Reinhold Grether on 25 Oct 2000 11:43:10 -0000


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[rohrpost] Wir brauchen A2A-Plattformen!


Albert Kuhn hat zusammen mit dem Fotografen Immo
Klink eine grossartige Reportage ueber die Prager
S26-Eereignisse produziert, die demnaechst im Magazin
des Zuericher Tagesanzeigers erscheint. Klink-Fotos:
http://www.imperia-demo.de/immotemp/plot/plot.htm
http://www.imperia-demo.de/immotemp/portraits/portraits.htm
http://www.imperia-demo.de/immotemp/style/style.htm

Kuhn Kernsatz: Die email ist das Subjekt der Nachgeschichte.

Folgerichtig Kuhns Anfrage in eine der Organisationslisten hinein:
"and there's still my question how to force discussion in this list. it's a
great list, no doubt. but i believe the movement's strength is its
connectivity. one should find a way to not only load in stuff but to build
up or provide ways to discuss. people are ready...but the list seems
technically limited. i should think there ARE even tools for successfully
break into continous discussion from a list. therefore i sent this to doc
grether as well, he might know."

Wie fast immer weiss ich so gut wie nichts, aber dafuer gibt
es ja den kollektiven Verstand dieser Liste. Ich zitiere gleich
meine Antwort an Kuhn, will aber drei Thesen voranstellen.

1. Wir brauchen eine internationale Initiative zur
Weiterentwicklung der Mailinglistentechnologie.
Insbesondere die Kooperations- und Aktions- aber
auch die Archivierungsfunktionen muessen den
Anforderungen weltweiter Konnektivitaet, horizontaler
Globalisierung und globaler Teleintervention angepasst
werden.

2. Wir brauchen A2A-Plattformen (a=activist), um ein
Gegengewicht gegen die B2B-Plattformen zu schaffen.

3. Wir brauchen eine selbstkritische Auswertung der
bisherigen Plattformerfahrungen. Einzubeziehen waeren
alle Typen von Plattformen wie IO_dencies, CAT,
busybusy, online-demo, Toywar etc.

Mein Lieber,

Du stichst wieder in ein Wespennest. Tatsaechlich ist die
Mailinglistentechnologie seit Jahren voellig veraltet. Weil
die Listen keine kooperativen Arbeitsoberflaechen bieten,
verkommen sie meist - und von Jahr zu Jahr mehr - zu blossen
Ankuendigungslisten. Die einzige Novitaet der letzten Jahre
besteht darin, dass es vermehrt durchsuchbare Mailinglistenarchive
gibt. Es gibt ausgereifte Blastertechnologien, die die
Archive kontinuierlich neuverlinken wuerden (sodass
es zumindest Querverbindungen gaebe). Das loest aber
nicht das generelle Problem der Schaffung von
Kollaborationsoberflaechen. Es gibt jede Menge
Groupware und es muesste sich nur eine kleine
aufgeweckte Informatikergruppe finden, die daraus
was ebenso leicht handhabbares wie email bastelt.
Beziehungsweise etwas nur minimal Komplizierteres.
Alle Kooperationsplattformen, die ich kenne,
einschliesslich Toywar, sind viel zu schwerfaellig.
Aber kommt man um Einloggen, Schreibrechte,
Versionenerhaltung etc. herum? Ich habe solche
Themen verschiedentlich in nettime- und rohrpost-
Kreisen angeschnitten, in die Hand genommen hat
aber niemand nichts. Die einzige grosse Mailingliste,
die technische Entwicklung betreibt, ist Rhizome.
Aber auch da geht es um Archivierung und
Visualisierung und nicht um Kooperation. Im Netz
selbst geht die Tendenz immer mehr in Richtung
proprietaerer Programmierung und Externalisierung
von Code. Selbst die simpelsten Konferenzankuendigungen
musst Du heute mit der Hand abschreiben, wie ich
beim Aufbau von www.netzwissenschaft.de schmerzlich
erfuhr, weil sie sich nicht mehr cut'n'pasten lassen.

In "Gefechtslagen" geht nichts ueber email. Aber da
haben sich die Beteiligten bereits auf ein Handlungskonzept
geeignet und alles laeuft ueber gleichzeitige Einzeiler.
In Toywar gabs am Schluss ne Chatfunktion. Die war
ein echtes Highlight.

Aus einer internationalen Plattformdiskussion muesste
sich ein Consortium zur Entwicklung von A2A-Plattformen
bilden.

Herzliche Gruesse von Reinhold.


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