staun on 22 Feb 2001 18:40:40 -0000


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>> METABOLICS // STOFFWECHSEL#3

DONNERSTAG 8. MAERZ 2001 20:00 +0100 (MET)

MUFFATHALLE MUENCHEN

Re: Play

Ein Spieleabend der anderen Art beim Stoffwechsel in der
Muffathalle

G�ste: Claus Pias (Medienwissenschaftler/Weimar) und JODI
(Netzk�nstler/Barcelona)

"Unter der Bedingungen von SDI sind Computerspieler die
besseren Soldaten" (Ronald Reagan)

Mit der Einf�hrung von Ataris Spielkonsole "PONG" wird 1972
der Computer als Unterhaltungsger�t einer breiten Masse
zug�nglich. Seitdem hat sich das Genre der Computerspiele
kommerziell und kulturell spektakul�r weiterentwickelt.
Schon heute wird in der Computerspielindustrie mehr Geld
verdient als in der Filmbranche. Eine Kritik der
Computerspiele jedoch beschr�nkt sich, neben ihrer
serviceorientierten Variante in Spielemagazinen, zum
Gro�teil auf eine Problematisierung des Inhalts, vor allem
unter p�dagogischen, allenfalls unter popkulturellen
Aspekten. Jenseits von feuilletonistischen Analysen der
Plots und besorgten Lamentos �ber die Dominanz einer
gewaltverherrlichenden �sthetik, versucht METABOLICS /
STOFFWECHSEL#3 die Funktionsweisen und Mechanismen jener
games zu ermittlen, die Menschen mit dem Computer, oder der
Computer mit den Menschen spielt. Was unterscheidet
Computerspiele von traditionellen Spielformen auf der einen
Seite, was von anderen Programmen auf der anderen?

In seiner medienhistorischen Betrachtung der Computerspiele
versucht Claus Pias die Beziehung zwischen Computern, Spiele
und Welten zu kl�ren. Dabei reiht sich der Computer, als
Maschine, die den Menschen programmiert, in eine Geschichte
historischer Betriebssysteme, vom griechischen Alphabet bis
zu den Standards der Arbeitswissenschaft, ein. Pias
versucht, die Wirkungen jener Codes zu untersuchen, deren
Verbergung durch benutzerfreundliche Interfaces die
Bedienung von Computern auf einer spielerischen Ebene erst
erm�glicht. Die Figur des Spielers tritt demnach nur in den
L�ken auf, die Hard- und Software gew�hren, und wird damit
selbst zu einer Funktion des Spielprogramms, das dessen
Outputs zeit-, entscheidungs oder konfigurationskritisch
abfragt. Computerspiele �hneln daher weniger traditionellen
Spielformen und k�nnen nicht mehr in den Begriffen des
Spiels beschrieben werden. Vielmehr entsprechen sie einer
"�konomie der Optimierung" menschlicher Bewegungsabl�ufe,
die sich von der Arbeit am Flie�band bis zum Surfen im
Internet verfolgen lassen kann.

http://www.uni-weimar.de/~pias

Die K�nstlergruppe JODI gelten seit Jahren als die wohl
bekanntesten und aufregendsten Internetk�nstlern. Bei dem
holl�ndisch-belgische Duo, bestehend aus Joan Heemskerk und
Dirk Paesmans, sollte aber niemand ein leichtes Spiel
erwarten. Als JODI 1999 in San Francisco der renommierte und
hochdotierte Webby-Award verliehen wurde, schleuderten die
beiden der versammelten Prominenz nur "Ugly commercial, sons
of bitches!" entgegen und machten sich aus dem Staub. Also
besser auf alles gefasst sein, denn JODI werfen in ihren
Arbeiten einen Blick hinter die Benutzeroberfl�chen und
dekonstruieren die Pr�sentationsmodi von Computerinterfaces.
JODI kultivieren Programmierfehler, bringen HTML-Code an die
Oberfl�che und iritieren so die gewohnten Wahrnehmungsweisen
des Computers. "OSS", eines ihrer legend�ren Projekte
simulierte ein fehlerhaftes Betriebssystem auf derart
irritierende Weise, dass der us-amerikanischer Provider
JODIs Account l�schte, weil die Webseite scheinbar seinen
Browser abst�rzen lies. Als die Programmcode der 3D-Shooter
"Quake1" und "Castle Wolfenstein" ver�ffentlicht wurden,
konstruierten JODI daraus ihre eigenen Versionen. Von der
martialischen �sthetik und der Handlung befreit, besteht das
Spiel danach nur noch aus grauen, schwarzen und wei�en
Ebenen und dem Programmcode. Als eine Art Spiel mit dem
Spiel verweist eine derartige Bearbeitung der Codes, die
Erstellung von Patches und die individuelle Erweiterung
kommerzieller Computerspiele, aber auch die beliebte Suche
nach Cheats, auf einen kreativen Umgang mit der Software,
die vielleicht allein den Namen Spiel verdient.

http://sod.jodi.org

>> METABOLICS / STOFFWECHSEL pr�sentiert einmal im Monat innovative
Projekte und Debatten der Netzkultur im Caf� Muffathalle in M�nchen
<http://www.muffathalle.de> >> METABOLICS / STOFFWECHSEL widmet sich
kulturellen, sozialen und politischen Dimensionen der so genannten
Informationsgesellschaft. >> METABOLICS / STOFFWECHSEL wird kuratiert
von Florian Schneider und Harald Staun, den Autoren der Kolumne
Linksverkehr im Feuilleton der S�ddeutschen Zeitung und Dietmar Lupfer.
>> METABOLICS / STOFFWECHSEL wir
d live gestreamt und in einer Datenbank archiviert. Mehr Informationen:
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