Monty Cantsin on 9 Jun 2001 14:18:32 -0000 |
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[rohrpost] Einführung in eine wahre Geschichte des Neoismus |
Einführung in eine wahre Geschichte des Neoismus (Vortrag auf dem "borderline-Kongreß", Wiesbaden, 9.6.2001, 16 Uhr) Wie das so geht. E-Mail. Ob man sie liest. Manchmal ist da weiter nichts zu entscheiden, da liest man sie natürlich NICHT. Bei Weltschmerz. Wenn man wie ein Schatten verkatert durch die Bude schleicht. Oder stinkfaul auf dem Bett verwest, im Heideggerschen Sinne natürlich und vorerst. Ich habe gelesen, daß sie bei der Bahn eßbares Geschirr und eßbare Verpackungen für ihren Fraß ausprobieren. Das hat was mit Nägelknabbern zu tun, sublimes Nägelknabbern. Manche fressen Popel, kriegen Schuppen groß wie Haferflocken, bloß um was von sich auffressen zu können; ein unbewußtes Entgegenkommen eigenerseits, um endlos in Schwund zu gehen. Das kann man heute auch mit E-Mail, sich temporär in nichts auflösen. Und wenn man gerade beim Schuppenfressen ist, kommt meistens keine, aber manchmal doch E-Mail. Also es kommt E-Mail. Für die folgende Geschichte. Und für so eine Geschichte liest man sie. Denn "Geschichten" kommt von "Schichten", und Korrespondenz verursacht nicht selten komplexe Neusedimentierungen. Erst- und Umschichtungen. Deshalb muß man sie ab und zu lesen, sonst passiert bald überhaupt nichts mehr. Eines Tages, genauer gesagt am 24. Februar 2001, meldete sich ein Sascha Büttner per E-Mail. Er wollte einen "borderline"-Kongreß in Wiesbaden organisieren. Es solle um "Strategien und Taktiken für Kunst und soziale Praxis" gehen. Ob ich Interesse hätte, ein Referat im Rahmen des "Netzblocks" zu halten. "Du kannst machen, was Du willst, bloß bitte zum Thema 'Neoismus'!" Und weil's fünfhundert Mark Lohn dafür gibt, plus zweihundertfünfzig für die Bahnfahrt plus kostenlose Übernachtung plus Verpflegung, sage ich zu. Obwohl ich automatisch zum Buschmesser greife, wenn ich "Neoismus" höre. So ein blödes Wort! "No-Ismus" zum Beispiel war noch lustig. In einer amerikanischen Späthippie-Kommune hatten sich ein paar gestrandete Subkultur-Existenzen und Kunstclowns "No-Isten" genannt, Ende der 70er Jahre war das, und einfach eine Albernheit. 1978 oder 1979, keiner weiß es genau, wurde dann aus "No-Ismus" "Neoismus". Also ein Präfix "Neo" und ein Suffix "Ismus", das so zusammengezwackt noch sinnbefreiter war als "No-Ismus". Niemand nahm es ernst, die Neoisten am wenigsten. Womit hier und heute eigentlich alles gesagt wäre. Darf es aber nicht, weil es sonst keine Einladung gibt und keine fünfhundert Mark und keine Bahnfahrt und keine Übernachtung und auch kein Essen für lau. Was nix neues ist. Genau wegen solcher Schnorrereien tischen sogenannte Neoisten ja immer wieder Geschichten über sich selbst auf und geben sie öffentlich zum Besten. Bis die Legenden ins Kraut schießen und ein paar nicht minder hungerleidende Schreiberlinge kommen, sehen und die Notizblöcke zücken. Da capo die Neoismus-Geschichten, aber akkurat und diskurskompatibel diesmal bitte. Man wittert eine neue, irgendwie ironische Meta-Anti-Avantgarde. Man wittert "Postmoderne!" und "Konzeptkunst!" und sich selbst schon als ihren Apollinaire, Carl Einstein, Clement Greenberg und Lucy Lippard in heiliger Dreifaltigkeit samt Jungfrau Maria. Also das ganze neoistische Seemannsgarn aufgesammelt, zu Häppchen verklumpft, tranchiert und à la Döner verdaulich zwischen Buchdeckel gepreßt. Womit wir wieder beim Buschmesser wären. Also Neoismus ist hochstapelblöd, aber das darf man nicht laut sagen, wenn man dafür bezahlt wird, und deshalb muß eine Unterschichtgeschichte her: Eine Geschichte vom 63. Neoistischen Apartment-Festival Die Geschichte von John Berndt und mir selbst, wie wir den Anti-Neoisten Reinhardt U. Sevol in den Pariser Vorstädten besuchten. Eine Geschichte voll Heulen und Zähneklappern. Wir kamen aus Baltimore und Berlin nach Paris, um uns zur 63. neoistischen Apartment-Kommune zu treffen. Es ging um nichts geringeres als die radikale Neuerfindung des Neoismus. Aus einer esoterischen Studiengesellschaft der Informationstheorie, die so tat, als sei sie eine paramilitärische Sekte, sollte eine paramilitärische Sekte gemacht werden, die so tut, als sei sie eine esoterische Studiengesellschaft der Informationstheorie. Dazu hatte wir uns in eine enge Zweizimmer-Wohnung im Studentenviertel Belleville eingemietet. Unser Gepäck quoll über von handschriftlich bekritzelten Zetteln, und außerdem hatten wir zwei alte elektromechanische Rechenmaschinen mitgeschleppt. Damit, und mit unseren statistischen Berechnungsmethoden, wollten wir die geheime Botschaft von König Salomos Sprüchen entschlüsseln. Wir wirkten ziemlich heruntergekommen, aber so arbeiten Neoisten nun einmal. Dritte im Bunde war Jake True, eine Performancekünstlerin und professionelle Stripperin, damals mit Wohnsitz in Nizza. Schon in Bälde sollte sie außerdem John Berndts ex-Freundin sein. Daß sie keinen Hehl aus ihrer schlechten Laune machte, konnte unsere Forschungen nur beflügeln. Draußen schneite und regnete es, wir hockten in der Wohnung wie Affen im Käfig. Immer, wenn der Wasserhahn wieder zu tropfen begann, setzte uns Jake auseinander, weshalb unsere Berechnungen falsch seien, und traf uns mit ätzenden Bemerkungen wie: "Es heißt doch immer, daß etwas PASSIERT bei neoistischen Apartment-Festivals. Irgendwas wird angezündet, es gibt Pathos, Krach und Eifersüchteleien. Und ihr wollt mir weismachen, daß ihr nur hier herumsitzen wollt, um Zahlen zu addieren und Kekse zu essen?" Natürlich wußten Berndt und ich, daß sie völlig recht hatte. Zwar hatten wir frühneoistische Begriffe wie "Tun" und "Handeln" längst hinter uns gelassen und durch unsere Methode der Berechnung ersetzt. Aber irgendwie machten uns diese endlosen Berechnungen, naja, verrückt. An meinem Hintern zum Beispiel hatte sich eine Art Schwiele gebildet. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den Schwielen, die auch Karl Marx zeitlebens plagten und inspirierten. Und Berndt schien eine etwas sportlichere Erfrischung zu benötigen als seine allabendlichen zwei Flaschen Discount-Rotwein aus dem Supermarkt. So kam uns der Einfall, den berühmten Anti-Neoisten Reinhardt U. Sevol aufzuspüren. Einen Mann, der die ganze Frage, ob Neoismus ein Gegenteil haben könne, gründlich durcheinandergebracht hat. Wenn Sie Sevol noch nicht kennen, sollten Sie wissen, daß er eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist. 1987 hatte ich zwei Wochen mit ihm in Paris verbracht und war beeindruckt von seiner völligen Skrupellosigkeit bei öffentlichen Aktionen. Seine Spezialität war es, in seltsamer Kostümierung auf die Straße zu gehen, einen belebten Platz anzusteuern, dort zusammenzubrechen und einen epileptischen Anfall zu simulieren, während ich mit einer versteckten Kamera Fotos schoß. Der Mann war, Anti-Neoismus hin oder her, ohne Zweifel auch ein Neoist. In Theorie-Diskussionen konnte er im selben Atemzug Paul Valéry, Buckminster Fuller und Henry Ford zitieren. Unser Kontakt brach nach 1987 ab, obwohl wir uns in aller Freundschaft verabschiedet hatten. Auch wenn ich es ungern zugebe, hatte mich wohl verstört, wie er mich auf dem Gare du Nord mit drei Abführpillen praktisch dazu gezwungen hatte, die Hose herunterzulassen und vor den Augen zweier Polizisten meinen Darminhalt auf dem Bahnsteig zu lassen. Die einzigen neueren Informationen über Sevol kamen vom Erfinder des Neoismus, Dr. Al Ackerman persönlich. Wegen seines starken russischen Akzents ist Ackerman nicht leicht zu verstehen, zumal wenn er am Telefon versucht, sich abwechselnd als John Berndt und Henry Flynt zu verstellen. Dennoch konnten wir in Erfahrung bringen, daß sein alter Freund Gerald Simpson genannt "The Asp" Sevol erst vor drei Jahren in Paris getroffen hatte. "The Asp" hatte sofort nach seiner Ankunft Sevols Adresse in der Rue de Crouelbarbe aufgesucht, fand aber das Klingelschild nicht und erfuhr schließlich, daß man Sevol schon vor längerer Zeit wegen Mietschulden hinausgeworfen hatte. Sevol habe seinen Wohnsitz daraufhin in ein öffentliches Klo verlegt. Kein Scherz. "The Asp" ließ seine Verbindungen in Paris spielen, um Sevol aufzustöbern, fand ihn schließlich in seiner Unterkunft und besorgte ihm eine neue. Allerdings nur unter einer Bedingung. Sevol, der sich früher mit Englischstunden an der Berlitz-Schule durchgeschlagen hatte, sollte Gerald "the Asp" als persönlicher Dolmetscher zur Seite stehen. Genaugenommen brauchte "The Asp" Sevol bloß für eine Taxifahrt. Denn seinen ganzen Paris-Trip hatte er nur zu einem einzigen Zweck unternommen: Ein Taxi zu mieten, sich mit nichts als einer Fliegerkappe bekleidet hinters Steuer zu klemmen, mit hundert Sachen nonstop zwölf Runden um den Arc de Triomphe zu drehen und dabei so zu tun, als ob er verrückt wäre. Sevol sollte für ihn einen Taxifahrer finden und mit 500 Dollar davon überzeugen, daß sich das Risiko lohnt. Was ihm dann auch gelang. Kein Scherz. Und das war beinahe das letzte, was wir von Sevol gehört hatten. Beinahe, denn Arthur Berkoff, der holländische Erfinder und Sachverwalter des "Neoismus/Anti-Neoismus/Pregroperativismus" hatte uns mitgeteilt, daß Sevol jetzt in einer Vorstadt von Paris lebte. Mit John Berndts falscher Identität als "Agent seiner Majestät Steve Steele" sahen wir das polizeiliche Melderegister ein und fanden heraus, daß Sevol unter seinem alten Decknamen Michael Ferrara in Aubervilliers, Rue de l'Union Nummer 50 wohnte. Dieselbe Adresse wie die "Data Attic" des schottischen Neoisten Pete Horobin in Dundee, Union Street 50! Unglaublich! Und typisch für die teleologische Durchschlagskraft blinder Kombinatorik. Vor unserem Aufbruch entschloß sich Berndt deshalb, seine Brille, ohne die er praktisch nichts sieht, zuhause zu lassen. Damit, so erklärte er mir, wolle er meine Aktion vom New Yorker Apartment-Festival von 1988 plagiieren und trivialisieren. Ich hatte die drei Festival-Tage und -Nächte als offizieller Chronist mit verbundenen Augen besucht. Denn wie Dr. Ackerman zu sagen pflegt, "leuchtet die Seele, wenn die Augen trüb sind". Trotzdem tat Berndts Entschluß unserm Vorhaben nicht gut. Mein Orientierungssinn ist schlecht, der von Berndt aber erstklassig, solange er seine Brille aufhat. Also brauchten wir etwas länger, um den nächsten Bahnhof der Pariser S-Bahn R.E.R. zu finden. Und es kostete uns einige Umwege und Irrfahrten, bis wir schließlich in Aubervilliers ankamen, das sich als eine herunterkommene, von Jugendgangs kontrollierte Trabantenstadt entpuppte. Wieder mal so eine Neoisten-Existenz also. Architektonischer Retro-Avantgarde-Konzeptualismus in Beton, mit postmodernen Honoraren vom Sozialamt. Bei mir und Berndt war's ja auch nie anders. Man tritt sich vors Schienbein in den Neoisten-Kreisen, damit's nicht zu sehr nach gegenseitigem Schulterklopfen aussieht. Und ab und zu staubt man mal ne Einladung ab mit Honorar und Spesen. Also dachte ich, du mußt wieder raus aus diesem Milieu. Hat zwar ne Weile hübsch beschäftigt, jeden Tag ne neue Heldengeschichte von sich selbst zu erfinden war auch nicht ohne, aber sich "Neoist" zu nennen ist komisch genug, wenn man schon das Wort "Neoismus" so blöde findet. Also habe ich mir meine neoistischen Fabrikationen zu Gemüte geführt, Pamphlete, Intrigen, Schriftverkehr und dergleichen. Die Hälfte war sowieso Schrott, den habe ich gleich weggeschmissen. Festplatte formatiert und alles Materielle ab in die Mülltonne auf dem Hinterhof. Und mich scheintot gestellt. Viel schlafen, innehalten, dachte ich. Meine Ruhe haben. Doch ausgerechnet dann meldet sich John Berndt per E-Mail aus Baltimore. "Hey," schreibt er, "wir erfinden ein Apartment-Festival in Paris, alles fiktiv, du und ich auf der Suche nach einem erfundenen Neoisten, wir schreiben ellenlange Berichte, fälschen alle Fotos und Videos und sorgen dafür, daß es in allen Neoismus-Geschichtsbüchern steht". Und natürlich kriegt er mich damit. Ich laß' ich mich breitschlagen, und fälsche drauflos. Aber das wollte ich ja hier und heute nicht tun. Mein Vortrag heißt "Einführung in eine wahre Geschichte des Neoismus", und das war nicht als Witz gemeint. Also: Stop. Aus. Pause, Nachdenken. Sich zusammenreißen und die Zunge auch. Und alles nochmal auf Anfang. Die Geschichten vom wahren Neoismus, na klar, sind blöd. Langweilig, banal. Will keiner hören. Muß aber jetzt sein, weil, hab' ich versprochen. Eine wahre Geschichte vom trüben Alltag des Neoismus. Zweiter Anlauf, neuer Versuch, ein neuer Titel so trostlos wie die Geschichte muß her: Kotzen-Nutzen-Rechnung, zum Thema Neoismus Etliche Jahre her, hat Richtung Berlin-Friedenau bei der oberen Mittelschicht daheim in den schmucken Altbauwohnungen, wo der elaborierte Code herkommt, sonntags immer jemand Neoisten zu sich eingeladen. Zog dann so ein im Bestand ziemlich gleicher Haufen des Sonntags umher, und alle aus diesem Pulk waren dann Neoisten. Das war nämlich jetzt was besonderes. Sich in Silberfolie einwickeln oder so was Schreckliches in der Art, symbolisch aufgepumpt im Namen des Neoismus, aber doch wieder mit Absicht oder aus Doofheit undeutlich gemacht, weil der Trick ist ja, daß mit der Zunahme an Undeutlichkeit der Erklärungswahn, der Sinngeber-Sadismus triebhaft und schaffensfroh mit anwächst. Vielleicht verhältnismäßig exponentiell sogar. Das könnte man, wenns nicht gar so blöd oft wäre, durchaus als "den Neoismus" verbuchen. Auch der kühle Kant oder der barhäuptige Foucault forcieren ja die Hitze der Leser besonders an den Stellen, wo sie ziemlichen Quatsch schreiben. Ist hier vielleicht auch so. Na jedenfalls sonntags ab nach Friedenau zur neoistischen Basisarbeit an der Oberschicht. Es wurden die Flügeltüren von Weinkellern aufgesperrt, es wurden die Oliven, wo ja früher genau an der Stelle vom Steinchen noch so ein rotes Stückel Paprika oder ne Mandel dringesteckt hat, also es wurden diese Oliven ausgeteilt, Stangenweißbrot von hier bis da und dergleichen mehr mit Schweizer Käse. Zur rauhen Schale von so einer wöchentlichen Neoistenversammlung gehört natürlich der gute alte Saufparasit wie du und ich, und da gehört nun auch der Stiletto - bürgerlich Frank - dazu, der ebenfalls zum Trunke neigte und sich für Gastgeberinnen jenseits der Wohnzimmer interessiert hat. Und für Oliven! Was nun den Neoismus betraf, war Stiletto Zuschauer, also möglichst etwas weiter hinten stehen, rechts das Bier, links das Olivenschüsselchen. Er rollte an den richtigen Stellen mit den Augen, und sein markantester Charakterzug war die Bosheit im Dienste der Menschheit. Hier ein Apercu und dort eine kompakt formulierte Beleidigung. Das war Stiletto, und das war nun natürlich schlimm, denn Neoisten sind ganz schnell beleidigt, sie hecheln zwar kreuz und quer ihren Haß gegen sich und die Welt durch, und das weiß auch jeder, aber das darfst du nun doch nur dick auftragen, das darf nicht hinterfotzig kommen. Nun hatte sich manch einer von den Neoisten schon angepißt gefühlt vom Stiletto, und da mußten sie sich auf ihre verquaste Art was ausdenken gegen ihn. "Mach doch auch mal ne neoistische Aktion, Stiletto!" Das wars. Sollte er auch mal den Puller zeigen, sich lächerlich machen. "Nö." Sagte er nun aber. Und sie lassen nicht locker, und er sagt immer "Nö". Bis ich eines Tages doch höre, wie sie ihn wieder nörgeln, und der sagt plötzlich "Gut! Nächsten Sonntag! Ich mache ein großes Essen und halt 'ne Rede!" Ach Gottchen! dachten nun alle, Essen! Aber gönnerhaft, soll er mal machen, der Stiletto. Es ist ja auch so, daß Essen zum Nulltarif im Neoistenmilieu sehr positiv aufgenommen wird. Und da kamen sie anmarschiert, die hungrigen Kolonnen zu Stilettos Sonntag. Und nu: Wat kocht er denn? Wat kocht er denn? Und die Fleppen gleich runter: Spaghetti. Na trotzdem, es wird aufgeladen, erst die Nudelknoten al dente, es wird sozusagen gordisch ausgeteilt, und schließlich wackelt unser Stiletto noch höchstpersönlich mit der Tomatenplempe die Reihen entlang und gibt uns das Rote. Und nervös vor Gier noch dicke Schichten Käse rüberrubbeln. Und los. Wir drehen da so lustig die Gabel an den Löffeln rum, und Stiletto legt sich in seine Rede. Neoismus heißt teilen, etwas von sich geben. Ein bißchen Bataille, ein bißchen Bibel, ein bißchen Diätessay, er entwickelt Furor und bekommt schon Feuer ins Auge, wir sind halb fertig, und er echauffiert sich immer mehr und brüllt schließlich: "Neoismus!" brüllt er , "Neeeoismus! Neoismus heißt teilen, etwas von sich geben. Und deshalb habe ich in die Tomatensoße gewixt". Damit bin ich auch am Ende meines Vortrags angelangt. Ich wollte Ihnen heute zeigen, daß es im Neoismus um "Strategien und Taktiken für Kunst und soziale Praxis" geht und nicht, wie böse Zungen behaupten, bloß darum, seinen nackten Arsch in Silberfolie zu wickeln. Allen Neoismus-Mythen wünsche ich den prompten Ruhestand, und Ihnen noch einen schönen Nachmittag. Monty Cantsin [email protected] ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: [email protected]; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: [email protected], msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: [email protected] -- http://www.mikro.org/rohrpost