Krystian Woznicki on Mon, 25 Aug 2003 11:50:30 +0200 (CEST) |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
[rohrpost] Fwd: "Das Politische und das Kino" |
Freunde der Deutschen Kinemathek e.V. Kino Arsenal 1 & 2 im Filmhaus am Potsdamer Platz - 10785 Berlin Tel.: 030-269 55-100 - www.fdk-berlin.de PRESSEMITTEILUNG Thema des Monats: Das Politische und das Kino 1. bis 30. September 2003 Wieder einmal widmen wir uns fast einen ganzen Monat lang einem einzigen Thema. "Das Politische und das Kino" versucht sich der Vielzahl von Formen, Ans�tzen, Themen und Wechselbeziehungen zu �ffnen, die wir in drei Programmbl�cken geb�ndelt haben: 1. Dokumentieren, 2. Die �sthetik der Intervention, 3. Aktivismen. Dabei wird ausschlie�lich das zeitgen�ssische Filmgeschehen in den Blickpunkt r�cken. Bei der Tagung "Eine andere Kunst,ein anderes Kino", die 2000 im Arsenal stattfand, sprach Raymond Bellour von einem "Kino der Verwirrung", das an die Stelle eines "Kino der Aufkl�rung" getreten sei. Damit sprach er allerdings nicht den Verlust eindeutiger Koordinaten wie das "Politische" oder "�sthetische" an, auch nicht den der Genres oder gar das Kinosterben. In seinem Vortrag war vielmehr die Rede von installativen Versuchen in Ausstellungskontexten, die das Kino zitieren, transformieren, kopieren (durchaus dabei auch mal ignorieren), immer aber zwei Qualit�ten bestehen lassen: das Erz�hlen und die Beziehung zur Realit�t. Bellour er�ffnet damit einen neuen, historisierenden Blick auch auf das Kino: Die Geschichte seiner Vielfalt und Ver�nderungen vermag seine Spezifika wieder deutlich werden zu lassen. Zu ihrer Sichtbarmachung geh�rt auch ein �berschreiten der institutionellen Grenzen, nicht nur hin zu Galerien. Zwar tauchen auch hier vermehrt politische Dokumentarfilme, aktivistische Clips oder intervenierende Medienprojekte auf, doch sind es gerade auch politische, theoretische und kulturelle Zusammenh�nge jenseits institutioneller Strukturen, die Film und Video aus unterschiedlichen Gr�nden in ihrer Arbeit einsetzen. Aktivismen Indem wir Gruppen und Personen ins Arsenal einladen, die dies tun, wollen wir die Orte und ihre Bedeutung umrei�en, an denen Publikum auftaucht, um etwas filmisch zu erfahren, denn das ist es, was Kino als erstes definiert. Eingeladen sind das Videokollektiv AK KRAAK, der bundesweite Zusammenschluss gegen Rassismus und f�r die Autonomie der Migration Kanak Attak, A-Clip als Kurzfilmproduktion, die subersiv in Werbebl�cke eingreift, b_books als Buchladen, Verlag, Film/Videoproduktion und Veranstaltungsort, die Werkleitzgesellschaft als Medienwerkstatt und themenorientiertes Festival, das FrauenLesben Film Collectif und die (nicht mehr bestehende) Gruppe dogfilm. Auch die Theorie bildet R�ume, so spricht der Filmwissenschaftler Marc Siegel zum Thema Queer Cinema ("Decorating Power:Queer Cinema �s Beautiful Politics") und auch die konzeptionelle Zusammenstellung von Filmen: Florian W�st, Kurator f�r experimentellen Film und Videokunst im Bereich des politischen Kinos, pr�sentiert ein Programm mit dem Titel "Act Now". (Programm siehe Anhang: Aktivismen) Aber auch innerhalb des Kinos hat eine Entwicklung stattgefunden, deren Komplexit�t es lohnt, eine Art Bestandsaufnahme vorzunehmen,was wir in zwei weiteren Filmreihen tun. Dokumentieren Bei genauerer Betrachtung erinnert das zeitgen�ssische Kino, dem wir uns hier ausschlie�lich widmen, vielleicht doch an den alten Dualismus Politik und �sthetik: In der Reihe "Dokumentieren" geht es um etwas Fundamentales, das immer wichtiges Kriterium der Arbeit der Freunde der Deutschen Kinemathek und des Forums war: Kino transportiert Informationen, stellt filmische R�ume her, d.h.eine N�he zwischen Orten, die geographisch weit voneinander entfernt sind. So werden Kenntnisse und Einblicke erm�glicht, die schlicht den Horizont erweitern und Solidarit�t oder gegebenenfalls Kritik und Intervention hervorrufen. Es ist richtig, dass der Dokumentarfilm eine Bl�tezeit erreicht hat, niemals sind so viele Filme und Videos entstanden wie in den letzten Jahren. In der Reihe "Dokumentieren" zeigen wir Beispiele, die unserer Meinung nach jenen "filmischen Raum", in dem sie Informationen vermitteln, reflektieren und ihrem Anliegen entsprechend sozusagen architektonisch erzeugt haben. (Programm/Termine siehe Anhang: Dokumentieren) Die �sthetik der Intervention Mit der Geschichte des politischen Films sind Filmkollektive verbunden, die in den 70er Jahren mit dem Aufkommen des leicht zu handhabenden 16mm-Films in fast allen L�ndern, in denen �berhaupt mit Film gearbeitet wurde, aus politischen Bewegungen heraus entstanden sind.Als Vorbild fungierten dabei lateinamerikanische Filmbewegungen. In Frankreich waren es z.B. die Cin�tracts, die so entstanden, in Deutschland war es das Umfeld der DFFB um Holger Meins,Harun Farocki, Helke Sander u.v.a., in dem kollektiv gearbeitet wurde, in Hamburg die FilmCoop oder Newsreel in New York. Parallel zur politischen Avantgardebewegung, die �berall in der Welt Filmkollektive hervorbrachte, in denen intervenierend mit dem Machtmedium Film experimentiert wurde, bildete sich in den 60er Jahren eine Avantgarde heraus, die sich der Sprache des Films, seinen Darstellungsformen und der Struktur des Kinos widmete; dazu geh�rten Filmemacher wie Jean-Luc Godard, Jean-Marie Straub und Dani�le Huillet. Sie entwickelten eigene Strategien, �sthetische Konzepte und Handschriften und versuchten gerade nicht, die Autorenschaft der Idee des Kollektivs unterzuordnen.Innerhalb der Kinogeschichtsschreibung ist dies wohl der Teil der Avantgardebewegung, der sich nicht nur st�rker durchgesetzt, sondern bis heute weiter entwickelt und ausdifferenziert hat. In der Reihe "Die �sthetik der Intervention" zeigen wir Filme, die dieser historischen Dimension Ausdruck verleihen, obwohl sie alle neueren Datums sind: Farocki steht in dieser zeitgen�ssischen Kontextualisierung nun neben Straub/Huillet, Bitomsky neben Akerman und Varda, aber genauso sind FilmemacherInnen einer j�ngeren Generation vertreten, wie Hito Steyerl oder Avi Mograbi. Allen gemeinsam ist eine ebenso pers�nliche wie k�nstlerische Ausdrucksform, mit der sie versuchen,das Kino, oder auch den Kunstraum, zur politischen Intervention nutzbar zu machen. (Programm/Termine siehe Anhang: Die �sthetik der Intervention) Auch andere Programme dieses Monats widmen sich der Frage des Politischen im Kino, so der FilmClub (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903filmclub.html>), N wie � (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903niederlande.html>), die Reihe "Conceptualisms" (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903conceptualismus.html>), das Programm der NGBK (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903world.html>), die Golden Feminists, das Programm zur Ausstellung "G�tterd�mmerung" im Filmmuseum (Die Verdammten, Luchino Visconti, I 1969) (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903visconti.html>), eine Veranstaltung zum 11.9. (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903september.html>), zwei zum Thema "Nationalismus in Indien" (<http://www.fdk -berlin.de/arsenal/text2003/0903hindu.html>) und das Festival 1000 Fragen (<http://www.fdk-berlin.de/arsenal/text2003/0903fragen.html>). �ber eine redaktionelle Erw�hnung der Reihe w�rden wir uns freuen. Informationsmaterial, Fotos und Sichtungskassetten erhalten Sie unter Tel.: 269 55 -143/-100 und [email protected]. Mit freundlichen Gr��en, Freunde der Deutschen Kinemathek, 21.8.2003 ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/