g i s e l a m u e l l e r on Fri, 3 Oct 2003 11:47:25 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] wieviele sind's mehr?


[email protected] (Matthias Wei�) schrieb:
>Desweiteren m�chte ich konstatieren, dass dieses 
>sab-sascha-signi-Listendings in meiner Sicht nichts weiter war, als 
>eine telematische Best�tigung Pavlovscher Experimente. Jeder hat 
>weitgehend so reagiert, wie es zu erwarten war. Und _jeder_ der 
>Teilnehmer ist sch�n konditioniert worden (ich schlie�e mich hiermit 
>in aller Deutlichkeit ein).


ja. jedE auch! die jungs spielen krieg, die maedels bleiben still und 
schauen zu. danach analysieren die ersteren, die letzteren krempeln 
die aermel hoch, um auf dem kaputten etwas aufzubauen:

"Marian Bichler" <[email protected]> schrieb:
> Es w�re doch sinnvoll, aus der Aktion der letzten Tage produktive 
>Schl�sse zu ziehen.


ich lese gerade imre kertesz. ausserdem passt das jetzt auch gut zum 
heutigen feier(?)tag. auch wenn solche _rueckschluesse_ auf unsere 
eigene geschichte immmer sehr heikel sind. aber bei der lektuere von 
kertesz begreife ich mit erschreckender klarheit, wie wirksam und 
lebendig die mechanismen auch heute noch sind, die so etwas wie 
auschwitz haben entstehen lassen. eine gesunde verarbeitung dessen 
hat nie stattgefunden, und wir, die enkel schauen bequemerweise auch 
lieber weg als hin. was hat das noch mit uns zu tun?
es hat sehr wohl, denke ich, es zieht sich bis in unsere beziehungen 
(oder beziehungsunfaehigkeiten; beziehung im weitesten sinn), es 
kennzeichent die art, wie wir konflikte austragen (oder eben nicht 
austragen bis aufs blut), es schuert unseren zorn und die wut auf 
das, was wir beim anderen angreifen, ohne zu verstehen, dass es unser 
eigenes ist; gerade weil es unser eigenes ist koennen wir es beim 
anderen ja so deutlich erkennen und mit dem finger darauf zeigen. die 
trolls und schwachsinnigen sind das, was uns aus dem spiegel 
anglotzt, wenn wir genauer hinsehen. das macht aggressiv.

(ich sag jetzt mal ganz verallgemeinernd 'wir' und 'uns', ohne genau 
zu wissen, wer ihr gelisteten eigentlich seid.)

als hoffnungslose optimistin glaube ich jedoch, dass wir das 
potential haetten, anders in der welt zu sein, anders auch unsere 
konflikte auszutragen, anders hinzugucken auf das, was uns scheinbar 
wie pavlovsche hunde reagieren laesst. das medium internet hat da 
eine utopie wieder in erinnerung gerufen (und auch wieder in frage 
gestellt ... - aber das ist ein anderes thema). was mich jedoch 
interessieren wuerde, denn darauf habe ich noch keine antwort 
gefunden:  vergleiche sind immer schnell zur hand, das aehnliche und 
gleiche ist das, was einem zuerst ins auge springt (dito auch mir). 
interessanter und fruchtbarer waere aber meiner meinung nach, zu 
analysieren, wo die unterschiede liegen. hat sich tatsaechlich etwas 
geandert? was unterscheidet z.b. die auseinandersetzung, die hier 
gerade auf der liste gefuehrt wird von den unzaheligen 
auseinandersetzungen, die andere und wir selbst schon auf die immer 
gleiche weise vorher gefuehrt haben? ... diffamierungen, 
schuldzuschreibungen, drauf schlagen, ausschliessmechanismen, 
schweigen ....


meine frage richtet sich auch an sab + co. - wo liegt der qualitative 
unterschied eurer scheisserei?


usw. usw.

gruss und schoene tage ausdifferenzierter uneinheitlichkeit
gisela





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