das ende der nahrungskette on Sat, 10 Jan 2004 02:25:32 +0100 (CET) |
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FARM DER TIERE Filmvorf�hrung im monochrom-Raum (Museumsquartier, Wien) am 11. J�nner 2004, 20:30 Uhr. Mit Vortrag von Stephan Grigat. =============================================== "Farm der Tiere" Wenn man/frau/sonstige der Wikipedia glauben schenken will, dann ist Farm der Tiere ("Animal Farm") ein Roman von George Orwell, erschienen im Jahr 1945, in dem eine Gruppe Tiere den Farmer vertreibt und sich bem�hen die Farm selbst zu betreiben. Ich schenke ihr glauben, deckt es sich doch mit meinem Wissenstand. Nach der Revolution auf der Manor-Farm (danach in "Farm der Tiere" umbenannt) �bernehmen die Schweine, die die Theorie des Animalismus entwickelt haben, allm�hlich die Kontrolle. Zwischen zwei Ebern, Napoleon und Schneeball, entbrennt ein Machtkampf der in der Vertreibung Schneeballs endet. Das Leben f�r die anderen Tiere auf der Farm wird immer h�rter. Am Schluss sehen sie, wie Schweine und Menschen zusammen feiern und k�nnen keinen Unterschied mehr zwischen ihnen erkennen. Orwell hatte das Werk als anti-stalinistische Satire konzipiert, um die englische, gegen�ber Josef Stalin (1878-1953) unkritische �ffentlichkeit �ber die "Korruption der urspr�nglichen Idee des Sozialismus" in der Sowjetunion aufzukl�ren. Der Satz "Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere", der das anf�ngliche Gleichheitsstatut der an sich solidarischen Tiere im letzten der zehn Kapitel in die Restauration eines Zweiklassensystems zur�cksinken l�sst, wurde zum gefl�gelten Wort. Orwell bezeichnete Animal Farm als sein erstes Werk, in dem er "politische und �sthetische Intentionen" zu einer Einheit verschmelzen konnte ('Warum ich schreibe', 1946). Die Einsicht in die politischen Zusammenh�nge, in die einzelnen Charaktere, vermag er in seiner schlichten, klaren Prosa mittels scharfen Witzes und einer Mischung von Humor und Pathos sinnf�llig zu vermitteln. =============================================== Der Zeichentrickfilm 1954 erschien in Gro�britannien eine Zeichentrickversion des Stoffs. Regie f�hrten John Halas und Joy Batchelor. Das Buch wurde von Lothar Wolff, Borden Mace und Philip Stapp geschrieben, frei - aber dennoch getreu - nach Orwells Roman. Schon nach kurzer Zeit war klar, dieser Film w�rde einer der gro�en Klassiker des Zeichentrickfilms werden. Die Gr�tsche des Films (halb als Kinderfilm, halb bittere politische Parabel) hat schon Generationen an Kindern Albtr�ume beschert. Wir monos haben uns jedenfalls gedacht, dass der Film wieder mal thematisiert und gezeigt werden sollte. Und zwar in der Zeichentrickversion, nicht als "Schweinchen Babe"-Verschnitt. Deshalb organisierten wir uns eine Kopie und am 11. J�nner 2003 wird der Streifen im monochrom-Raum im Museumquartier gezeigt. =============================================== Wir baten Stephan Grigat ... .. die einleitenden Worte zur Filmvorf�hrung am 11. J�nner 2004 zu sprechen. Er sagte zu und wird nun am Sonntag, kurz vor dem Screening im monochrom-Raum, seine Thesen �ber Orwells Werk zu Geh�r bringen. Stephan Grigats Thesen zu "Animal Farm", die er mir �bermittelte, lauten: I. "Stalinismus" war lange Zeit ein Schlagwort im Kalten Krieg der b�rgerlichen Ideologen mit dem autorit�ren Staatssozialismus, welches dem Antikommunismus - und in den postnazistischen Gesellschaften auch dem Anti-Antifaschismus - einen moralischen Anstrich verlieh. Es erm�glichte, vom Totalitarismus zu schwadronieren, ohne �ber die Totalit�t des Kapitals reden zu m�ssen. Die b�rgerliche Totalitarismustheorie, �ber deren Horizont auch George Orwell nur selten hinauszublicken vermochte, m�sste vom Kopf auf die F��e gestellt werden. Sozialistische und kommunistische Bestrebungen tendieren gerade dann zur totalen Herrschaft, wenn sie b�rgerliche Vergesellschaftungsformen wie Staat, Nation und Wert adaptieren und glauben, sie f�r die eigenen emanzipativen Zwecke dienstbar machen zu k�nnen. Mit der �bernahme des wertverwertungsimmanenten Produktivit�tsideals hat der Sozialismus sich die Vorstellung vom Schaffenden und dieses Schaffen torpedierenden zersetzenden Kr�ften zu eigen gemacht - und damit den Antisemitismus geradezu abonniert. II. Der Stalinismusbegriff dient heute Trotzkisten, Leninisten und verwandten Sozialdemokraten zur Abgrenzung. Lenin und Trotzki auf der einen und Stalin auf der anderen Seite sollen das jeweils ganz Andere gewesen seien. Doch bei allen offensichtlichen Unterschieden - Orwell h�tte f�r seine Kritik autorit�rer Herrschaft nicht der Erfahrungen aus dem Spanischen B�rgerkrieg und der stalinistischen Sowjetunion bedurft. Ein Hinweis auf die bolschewistische Niederschlagung des Kronst�dter Aufstands h�tte vollauf gereicht. Kritik des Stalinismus muss immer Kritik des Bolschewismus sein. Und eine Kritik des Bolschewismus muss bei allen Gegens�tzen einen Begriff von den Gemeinsamkeiten von Stalinismus, Faschismus und Demokratie entwickeln. Wer �ber Totalitarismus redet, muss von der Totalit�t der Warengesellschaft sprechen. Wer aber von der Warengesellschaft redet, muss die M�glichkeit ihrer barbarischen Aufhebung reflektieren. III. Der Stalinismus hat die Vorstellung von einer Assoziation freier Individuen zu einer Utopie weltfremder Spinner erniedrigt. Eine Kritik an Staat und Kapital zum Zwecke der allgemeinen Emanzipation m�sste sich heute vor allem gegen den Stalinismus in der Theorie richten. Die Leninschen Dogmen haben in der Form des vom Stalinismus zur Legitimationsideologie erhobenen Marxismus-Leninismus nicht nur Einfluss auf die ML-Linke gehabt. Zwar ist der Marxismus-Leninismus schon zu Zeiten seiner Kanonisierung von Linkskommunisten angegriffen und sp�ter in der Kritischen Theorie in Grund und Boden kritisiert worden. Dennoch scheint er heute in der Linken allgegenw�rtig zu sein, sei es in Form der barbarischen Parole vom Selbstbestimmungsrecht der V�lker und einer Imperialismusvorstellung, die von einer Globalisierung und Modifizierung der Wertverwertung nicht reden m�chte, aber antikommunistische und antisemitische Massenm�rder, mit denen im Vergleich Orwells Diktatoren wie Humanisten erscheinen, fest die Treue halten, sei es in Parteiaufbaukonzepten und Avantgardevorstellungen, deren Kritik man heute am liebsten Humoristen und Satirikern �berlassen w�rde, sei es in erkenntnistheoretischen �berlegungen zu einer "Wiederspiegelungstheorie", die schon in ihrer leninschen Fassung von der Marxschen Kritik der politischen �konomie g�nzlich unber�ht geblieben ist und in ihrer stalinistischen, ebenso autorit�ren wie positivistischen Fassung zum Gegenentwurf zur materialistischen Ideologiekritik, zur Kritik des real-abstrakten Fetischismus der kapitalen und staatlichen Vergesellschaftungsweise geworden ist. =============================================== Stephan Grigats Einf�hrungsvortrag beginnt am Sonntag, den 11. J�nner 2004 um 20:30 bei uns im monochrom-Raum im MQ. Danach Screening des Films. ------------------------------------------------- This mail sent through IMP: http://horde.org/imp/ ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/