jo van der spek on Tue, 14 Oct 2003 08:51:33 +0200 (CEST)


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Re: [Nettime-nl] Verslag Biggest Visual Power Show 2003



>Vanuit een negatief dialektische optiek

>kun je stellen dat de macht van de mens tegenover het beeld is

dat ie zijn ogen kan sluiten. Oren zijn moeilijker te sluiten.
Was de impact van Goebbels en zijn radio propaganda sterker dan Bush op TV?


>  Waarom beeld? Wat is daar zo speciaal aan
>dat iedereen zich daaraan moet onderwerpen? Is er ook plaats voor een
>interdisciplinaire dialoog tussen verschillende media, wetenschappen en
>uitingsvormen of gaat het om druk je te moeten aanpassen? De groeiende macht
>van het beeld is duidelijk. De vraag is echter of daaraan moet worden
>toegegeven.
>
>Zoals Mieke al duidelijk maakte is de Visual Power Show niet de enigste die
>zich met deze vragen bezighoudt. Hieronder een Duits verhaal over het
>groeidende belang van 'Bildwissenschaft'.
>
>Gegroet, Geert
>
>--
>
>Auf der Suche nach einer neuen akademischen Disziplin
>In Magdeburg wurde �ber die Notwendigkeit und Ausrichtung einer
>"Bildwissenschaft" verhandelt
>
>Benjamin Burkhardt, Telepolis, 06.10.2003
>
>"Turn! Turn! Turn!" So sangen es einst The Byrds. Mittlerweile ist das
>auch innerhalb der Kulturwissenschaften schon ein altes Lied. Seit
>Richard Rorty den "linguistic turn" 1967 zum neuen Paradigma der
>Philosophie erhob, ist bis zum "cultural turn" so ziemlich jede
>disziplin�re Wende schon mal da gewesen. Das m�sste eigentlich
>niemanden mehr so richtig aufregen, w�re da nicht der "pictorial turn",
>den William J. T. Mitchell 25 Jahre sp�ter f�r uns entdeckt bzw.
>erfunden hat. Ganz gleich, ob Mitchell zu Beginn der 1990er Jahre ein
>neues, bildliches Paradigma der Kulturwissenschaften diagnostiziert hat
>oder ob er einfach nur das allgemein �bliche Gerede von "der
>Bilderflut" etwas geschickter als seine kulturpessimistischen
>KollegInnen benannte: Der "pictorial turn" ist und bleibt ein
>Dauerbrenner, der in akademischen Kreisen immer gerne diskutiert wird.
>
>So auch bei der Mammutkonferenz "Bildwissenschaft zwischen Reflexion
>und Anwendung", die Ende September in Magdeburg stattfand: In gut und
>gerne 50 Vortr�gen (plus drei Podiumsdiskussionen) an f�nf Tagen ging
>es um nicht mehr und nicht weniger als die Frage, ob der "pictorial
>turn" die Gr�ndung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin in
>Deutschland n�tig macht. Im Grunde waren sich die Teilnehmenden
>diesbez�glich zwar sowieso alle einig - eine "Bildwissenschaft" muss
>her! Aber wie soll sie aussehen? Dar�ber gab es heftige Diskussionen.
>
>Eigentlich wird l�ngst Bildforschung betrieben
>
>Im traditionellen F�cherkanon sind es insbesondere die
>Kunstwissenschaften und die Philosophie, die sich der Bilder annehmen.
>Dort scheinen sie zun�chst auch gut aufgehoben - doch gucken beide
>Disziplinen allzu selten �ber den Tellerrand dessen, was sie als
>"Kunst" definieren, hinaus. Und so blieben wichtige Bildressourcen wie
>private Foto-Alben, der K�hlergrill eines Rolls-Royce oder auch
>Toilettenpapier-Verpackungen viel zu h�ufig unbeachtet. Die Beispiele
>sind allerdings mit Bedacht gew�hlt - gerade sie wurden bisweilen eben
>doch erforscht. Kluge K�pfe wie die Kulturwissenschaftler Aby Warburg
>und Erwin Panofsky oder auch der globalisierungskritische Soziologe
>Pierre Bourdieu waren da immer schon ein bisschen weiter als der
>Mainstream ihrer F�cher.
>
>Sp�testens seit den 1990ern gibt es ohnehin in praktisch allen
>kulturwissenschaftlichen F�chern einen Trend zur Erforschung visueller
>Ph�nomene. Ganz zentral besch�ftigt sich etwa die Medienwissenschaft
>mit profanen Bildern und ihren Entstehungsbedingungen; man denke nur an
>Friedrich Kittlers exzellente Berliner Vorlesung von 1999, die beim
>Merve Verlag mittlerweile unter dem Titel "Optische Medien" erschienen
>ist.
>
>In nahezu allen natur- und kulturwissenschaftlichen Bereichen werden
>Bilder mehr und mehr zum Thema. Dieser Trend hat seinen Ursprung
>nat�rlich in den USA - William J. T. Mitchell l�sst gr��en. So
>erforscht beispielsweise Tom Holert die kulturelle Konstruktion
>visueller Wahrnehmung im Geist der urspr�nglich englischsprachigen
>"Visual Culture". Kurzum: L�ngst wird Bildforschung auch in Deutschland
>betrieben.
>
>Der oben erw�hnte K�hlergrill und seine Thematisierung bei Erwin
>Panofsky deuten allerdings auf ein weiteres hei�es Eisen, das mit dem
>"pictorial turn" verbunden ist: "Was ist ein Bild?" So lautet der
>inflation�r zitierte (und nie befriedigend beantwortete) Titel eines
>von Gottfried Boehm 1994 herausgegebenen Sammelbandes. Anders gefragt:
>Muss sich eine ernst zu nehmende Bildwissenschaft mit exotischem Kram
>wie Autozubeh�r, dem Cyberspace und vielleicht sogar mit mentalen
>Bildern besch�ftigen - oder tut es auch das althergebrachte �lgem�lde
>an der Museumswand?
>
>Man sieht also: In Magdeburg gab es viel Anlass zur Diskussion. Die
>Veranstaltung wurde durch den Philosophen Klaus Sachs-Hombach
>organisiert, der sich schon seit einigen Jahren als Herausgeber
>einschl�giger Sammelb�nde hervor tut. Zu nennen w�re hier
>beispielsweise die "Reihe Bildwissenschaft" beim Scriptum Verlag. Wer
>diese B�cher bereits gelesen hatte, konnte ahnen, dass einerseits
>hochkar�tige VertreterInnen unterschiedlicher Disziplinen vor Ort sein
>w�rden - und dass andererseits ein extremer �berhang an PhilosophInnen
>zu bef�rchten war.
>
>Bildwissenschaft als eigenst�ndige Disziplin?
>
>Tats�chlich entwickelte sich die Tagung mehr und mehr zu einem
>Schlagabtausch dar�ber, ob die Semiotik die einzig m�gliche Grundlage
>der ansonsten interdisziplin�r zu denkenden Bildwissenschaft sei - so
>sahen es insbesondere die SemiotikerInnen. Dagegen waren vor allem die
>Nicht-PhilosophInnen; und das umso mehr, als sie knappe vier Tage lang
>heftige geistige Schlachten um Syntax, Semantik und Pragmatik der
>Bilder sowie um Peirces ausgefeilte Zeichenterminologie hatten ertragen
>m�ssen, bis sie auch mal so richtig zum Zug kamen.
>
>Philosophischer Anf�hrer der filmwissenschaftlichen, kunsthistorischen
>und anderen DissidentInnen war der Jenaer Professor Lambert Wiesing,
>der sich vehement dagegen wehrte, Bilder einfach mit Zeichen
>gleichzusetzen. Dabei geh�rte er selbst auch zur Fraktion derjenigen,
>die zwar viel �ber "reine Sichtbarkeit" sprachen, es aber nicht f�r
>n�tig hielten, dabei mit Hilfe konkreter Bilder zu argumentieren.
>Dieser philosophische Logozentrismus wurde aus den Reihen des Publikums
>mehrmals heftig kritisiert. Wiesings Argument, man k�nne mit Bildern
>schlichtweg keine abstrakten Sachverhalte abbilden, war jedenfalls
>nicht �berzeugend - eine halbwegs rational arbeitende Bildwissenschaft
>wird sehr schnell das Gegenteil heraus finden k�nnen. Man denke etwa an
>Horst Bredekamps wegweisende Leviathan-Studie.
>
>Eine Frage, die wohl noch viel zentraler h�tte diskutiert werden
>sollen, geriet bei all dem fast an den Rand: Ist die Bildwissenschaft
>nun als eigenst�ndige Disziplin zu denken oder sollte es sich eher um
>eine "Zwischenschaft" handeln, wie Marion G. M�ller es einmal
>formuliert hat? Auch diese Kommunikationswissenschaftlerin war in
>Magdeburg dabei. Ihr gemeinsamer Auftritt mit Tom Knieper geh�rte zu
>den H�hepunkten der Tagung, denn das gut eingespielte Team f�hrte die
>Vorteile allgemein verst�ndlich aufbereiteter Interdisziplinarit�t sehr
>anschaulich vor.
>
>Wenig gekl�rt bei leeren Kassen
>
>Als "special guests" der Veranstaltung fungierten der prominente
>Neurowissenschaftler Ernst P�ppel und Christa Maar von der Burda
>Stiftung. Diese promovierte Kunsthistorikerin hat in den vergangenen
>Jahren eine �u�erst hochkar�tig besetzte Vorlesungsreihe unter dem
>Titel "iconic turn" in M�nchen organisiert. Vor allem aber verf�gt sie
>- gemeinsam mit P�ppels Humanwissenschaftlichem Zentrum an der
>M�nchener Universit�t - �ber die n�tigen Ressourcen und Kontakte, um
>eine Bildwissenschaft nicht nur theoretisch auszudiskutieren, sondern
>auch praktisch umzusetzen. Dies deutete sie jedenfalls in Magdeburg an.
>
>Zugleich machten Maar und P�ppel klar, dass es bei ihren gemeinsamen
>Bem�hungen nicht um die Konstruktion einer homogenen Bildwissenschaft
>geht. Von einer z�chtigen Beschr�nkung auf zweidimensionale visuelle
>Zeichen (wie aus den Reihen der Semiotik gefordert) hielten sie gar
>nichts. Statt einer genau definierten Rahmentheorie als Grundlage der
>Bildwissenschaft forderte P�ppel konkrete, extrem interdisziplin�re
>Fragestellungen. Dieses Argument ist recht plausibel - schlie�lich wei�
>heute niemand definitiv, was "die Kunst" ist oder was "die Medien"
>sind. Trotzdem sind sowohl Kunstwissenschaften als auch die
>Medienwissenschaft zur Zeit sehr fest in Deutschlands akademischer
>Landschaft etabliert.
>
>Nach Magdeburg ist zumindest so viel klar: Einen K�nigsweg zur
>Bildwissenschaft gibt es derzeit nicht. Viele zentrale Fragen bleiben
>notgedrungen offen: Wird die einschl�gige Forschung als eigenst�ndige
>Disziplin oder transdisziplin�r organisiert? Gehen die wichtigsten
>Impulse von der Philosophie aus oder beh�lt die Kunstgeschichte ihre
>Funktion als Leitwissenschaft im Bereich des Visuellen? K�nnen
>akustische, haptische und mentale Ph�nomene Bilder sein? Sollte die
>Produktionsseite (Kunst, Design, etc.) Teil der Bildwissenschaft sein?
>
>Es gibt viele solcher Fragen, deren Beantwortung eher
>wissenschaftspolitische als abstrakt-intellektuelle F�higkeiten
>erfordert. Deshalb w�re die Bildforschung gut damit beraten, sich an
>konkreten Fragestellungen auszutoben. Metatheoretische Debatten werden
>sie nur begrenzt voran bringen k�nnen - gerade in den Zeiten knapper
>Kassen.
>
>Trotzdem sind Klaus Sachs-Hombachs Ideen eine wichtige Bereicherung des
>Diskurses rund um den "pictorial turn". Initiativen wie das von ihm
>angeregte "Zentrum f�r interdisziplin�re Bildforschung" oder auch das
>   Virtuelle Institut f�r Bildwissenschaft [1] werden zwar nicht
>zwangsl�ufig zu der von ihm erhofften "disziplinierenden" Wirkung
>f�hren. Sie k�nnen aber entscheidende Impulse liefern, wenn es darum
>geht, Bilder k�nftig systematischer und breiter zu erforschen, als das
>bisher geschehen ist.
>
>In diesem Sinne war die Magdeburger Konferenz trotz aller
>Meinungsverschiedenheiten ein Meilenstein auf dem Weg zu einer
>reflektierten Wissenschaft (oder "Zwischenschaft"?) von den Bildern.
>Und diese Tatsache sollte in ihrer Bedeutung nicht untersch�tzt werden.
>Der Kunsthistoriker Karlheinz L�deking brachte das sehr feinsinnig auf
>den Punkt, als er in einer Diskussion scheinbar nebenbei anmerkte, die
>klassischen Fragen Immanuel Kants w�rden heute durch das Fernsehen
>beantwortet. Diese Fragen lauten: "Was k�nnen wir wissen? Was sollen
>wir tun? Was d�rfen wir glauben?"
>
>So viel scheint sicher: Selbst wenn die bildwissenschaftliche Forschung
>sich nicht in einer eigenst�ndigen Disziplin organisieren sollte, wird
>sie in den n�chsten Jahren doch immer wichtiger werden. Schlie�lich
>hilft sie entscheidend beim �berdenken einer weiteren Frage Kants, auf
>die es noch immer keine befriedigende Antwort gibt: "Was ist der
>Mensch?"
>
>Links
>
>[1] http://www.bildwissenschaft.org
>
>Telepolis Artikel-URL:
>http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/konf/15786/1.html
>
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