Harald Hillgaertner on Fri, 26 May 2000 09:50:55 +0200 (CEST) |
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[rohrpost] Netzpolitik |
Hallo, zunaechst moechte ich darauf hinweisen, dass ich die Frage nach der "Netzpolitik" fuer ein wenig unscharf halte. Darum will ich differenzieren: den Politikern traue ich keine besonders grosse Kompetenz in Hinsicht auf das Netz zu. Obwohl ich ganz und gar nicht "politikverdrossen" bin, halte ich die Absichterklaerungen der nicht-Netzbenutzern, also der Politiker, fuer hohle Phrasen. Da es hier aber um Netzpolitik geht, und ich gehe nun davon aus, dass hiermit die Politk der Benutzer gemeint ist, sind nach meiner Auffassung die folgenden Punkte relevant: 1) Da das Netz von seinen Benutzern "lebt", sollten diese auch den groessten Teil des Inhaltes bestreiten. Es sollte also alles daran gesetzt werden, eben diese nicht-kommerziellen Ressourcen zu foerdern, also ein Bewusstsein fuer die Moeglichkeiten zu schaffen, dass der Nutzer sich nicht nur rein rezeptiv, sondern gerade produktiv und somit im weitesten Sinne politisch verhalten kann und soll. Mir scheint in den Medien allzu oft der kommerzielle Verwendungszweck des Netzes im Vordergrund zu stehen, da dieses aber keine Einbahnstrasse ist, sollte der "Gegenverkehr" eine genuine Aufgabe von Netzpolitik sein. 2) Bestandteil des Netzes ist und bleibt die Software, die es erst ermoeglicht. Da diese auch die Inhalte bestimmt (frei nach McLuhan: The software is the message), halte ich die OSS-Bewegung fuer ausserordentlich wichtig. Auch hier waere es Aufgabe von Netzpolitk diesen Gedanken zu forcieren (frei nach Kant: Freie Software ist der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmuendigkeit). 3) Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit macht die Frage nach dem Original herzlich wenig Sinn, auch das Konzept von Autorschaft wird ein zunehmend fragwuerdiges. Insofern ist ein Diskurs anzuregen, wie Copyright- Bestimmungen zum einen den materiellen Bedingungen des Autoren gerecht werden koennen und diese Bestimmungen trotzdem keine nicht mehr zu rechtfertigenden Einschraenkungen der "Information" (eigentlich kann ich diese Wort kaum mehr ertragen) bewirken. Insbesondere finde ich hier den Gedanken spannend, dass Mehrwert auch aus einem Mehrwert an Information (schon wieder dieses Wort) bestehen kann. Zwar kann man diese nicht essen, doch wuerde ich den Mehrwert an Information ueber den Mehrwert an Shareholder-Value stellen. Liebe Gruesse, Harald. ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: [email protected]; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: [email protected], msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: [email protected] -- http://www.mikro.org/rohrpost