das ende der nahrungskette on Wed, 27 Aug 2003 22:19:20 +0200 (CEST) |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
[rohrpost] PERSISCHE IMPRESSIONEN / Vernissage / monochrom-Raum, 28.August 2003 / 20 Uhr |
PERSISCHE IMPRESSIONEN Fotografien von Farhad Varahram Vernissage im monochrom-Raum im MQ, Donnerstag/28. August 2003, 20:00 ( http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html ) ================================== PERSISCHE IMPRESSIONEN Fotografien von Farhad Varahram Ich freue mich au�erordentlich, die Vernissage zur Ausstellung von Farhad Varahram: "Persische Impressionen" am 28. September 2003 um 20 Uhr im monochrom-Raum im Museumsquartier ank�ndigen zu d�rfen. Farhad Varahram (geb. 1948) ist Besitzer des Kopierladens "Intercopy" im 5. Wiener Gemeindebezirk - und da ich unweit von dort zu wohnen pflege, und im Laden Stammkunde bin, kamen wir h�ufig ins Gespr�ch. Und so erfuhr ich, dass Farhad eigentlich Filmregisseur, Kameramann, Fotograf, Ethnologe und Anthropologe ist - und erst in zweiter Linie Kopierladenbesitzer. Und so entschlossen wir uns, im monochrom-Raum eine Ausstellung einiger seiner Bilder zu organisieren. Er �berreichte mir neben einem tabellarischen Lebenslauf auch einen l�ngeren Text, und den kann ich euch nicht vorenthalten. Es handelt sich um einen kurzen Abriss seines Lebens ... (Johannes Grenzfurthner, www.monochrom.at) ================================== Ich vergesse nie das erste Mal als ich bewegte Bilder auf der Kinoleinwand sah. Von Farhad Varahram Es war in den Jahren nach dem Putsch 1952. Das B�ro f�r �ffentlichkeitsarbeit der Armee sandte Gruppen in die kleinen, abgelegenen St�dte, um patriotische Filme vorzuf�hren. Diese wurden zumeist in der einzigen Halle der Stadt, im Gymnasium oder wenn mehr Zuschauer erwartet wurden auf dem nicht asphaltierten Platz, auf dem sonst Fu�ball gespielt wurde, gezeigt. Zwei oder drei Tage vor einer Filmvorf�hrung fuhr ein Auto mit einem Lautsprecher am Dach durch die Gassen, um Uhrzeit und Datum zu verlautbaren. Es verbreitete sich gro�e Aufregung in der Stadt, in der ansonsten das ganze Jahr �ber Stille herrschte. Die Leute st�rmten den Vorf�hrungsort nat�rlich schon ein paar Stunden vorher, um einen guten Platz zu ergattern. Auch ich habe gewartet, auf das Dunkle des Himmels und das Helle der Kinoleinwand, wie all die Anderen. Ein paar Jahre sp�ter wurde ein eigener Platz f�r die Filmvorf�hrungen angelegt. Hier konnten dann mehrmals im Jahr - in den 3 Sommermonaten - Filme gezeigt werden. Das neue Kino hatte kein Dach, nur die W�nde vermittelten das Gef�hl eines geschlossenen Raumes. Die Filme waren meistens so alt, dass sie w�hrend der Vorf�hrung mehrmals abrissen. Dazu kam noch, dass der Filmvorf�hrer die Filmspulen h�ufig miteinander verwechselte. Ab und zu verga� er auch ein paar. In diesem Kino hatten die hohen Beamten einen besonderen Platz, ihre Ehrenpl�tze waren mit W�nden von den anderen abgetrennt. Eines Tages legte unser Filmvorf�hrer den Apparat still und fing noch einmal von vorne an. Es war das erste Mal, dass der Oberste der Stadtpolizei in unser Kino gekommen war. In diesen Sommern habe ich alle Filmvorf�hrungen besucht, einige sogar dreimal. Einige Jahre sp�ter wurde ein neues Kino er�ffnet, man konnte jetzt das ganze Jahr �ber nicht nur iranischen Filme sondern auch indische und �gyptische sehen. Ich aber fuhr mit ein paar Freunden in die 55 km entfernte Stadt Burudjerd und konnte dort erstmals international bedeutende Filme sehen. Ich bin in Burudjerd geboren. Als ich zwei Jahre alt war �bersiedelten wir nach Nahawand. Meine Mutter war Schuldirektorin, mein Vater Ingenieur f�r Landwirtschaft, Botaniker und Entomologe. Er bereiste von Berufs wegen viele Gegenden des Iran und nahm mich ab und zu mit. Ich werde nie die Jahre vergessen, als die Heuschrecken die Acker st�rmten. Sie kamen aus Saudi Arabien in den S�den und den Westen des Iran. Wenn sie flogen, verwandelte sich der Himmel in einen grauen Teppich. Sie landeten auf den Ackern, zerst�rten die Ernte und zogen weiter. Ein Mitarbeiter meines Vaters hielt diese Bilder mit der Kamera fest. Ich w�nschte mir, das eines Tages auch zu k�nnen. Aber es war schwer, an einen Fotoapparat zu kommen. I Am Anfang habe ich nur Fotos entwickelt. Mit einem Freund, der sich auch f�r Fotografie interessierte, habe ich einen primitiven Vergr��erungsapparat gebaut. Es war faszinierend, das Erscheinen der Bilder im Entwickler zu beobachten. Sp�ter haben wir in einem kleinen Zimmer Filme vorgef�hrt. Der Filmprojektor war auch unser Werk. Unsere Freunde und die Kinder aus der Nachbarschaft bildeten das Publikum. Nach dem Gymnasium ging ich f�r zwei Jahre nach Kurdistan. Zu dieser Zeit schickte man die jungen M�nner zum Pr�senzdienst anstatt zum Milit�r nach einer kurzen Ausbildung in die Landwirtschaft oder als Lehrer in kleine D�rfer. Ich hatte Gl�ck. In den Jahren dieses Pr�senzdienstes hatte ich viel Zeit zu lesen und eine der sch�nsten Provinzen des Iran genauer kennen zu lernen. Ich lernte Theater- und Musikgruppen kennen und spielte auch Theater. Ich besa� aber immer noch keine eigene Kamera. Meistens borgte ich mir eine aus, um die Landschaften und D�rfer zu fotografieren. Diese Fotos waren meine ersten ernst zu nehmenden Einblicke in die Welt der Fotografie. Nach dem Pr�senzdienst wohnte ich in einer kleinen Mietwohnung in der N�he der Teheraner Universit�t. Dort habe ich mich intensiv mit Film und Fotografie besch�ftigt. Ich besuchte diverse Galerien, absolvierte einen Theaterkurs und spielte in einem experimentellen Film. "Der Sohn Iran h�rt nichts von seiner Mutter" war der erste Film, in dem ich eine Rolle �bernahm. Bei den Dreharbeiten war ich immer besonders aufgeregt, nicht wegen des Auftritts, wegen der 35mm Kamera, die ich bis dato nur auf Fotos gesehen hatte. W�hrend die anderen mit ihrer Arbeit und mit ihren Rollen besch�ftigt waren, hatte ich nur Augen f�r die Kamera und die Bewegungen des Kameramanns. Diese Faszination trieb mich dazu, nachts am Drehort zu schlafen. Ich arbeitete auch freiwillig, half beim Malen, Transportieren und bei sonstigem. Ich bestand die Aufnahmepr�fung an der Hochschule f�r Film und Fernsehen. Die Jahre der Hochschule waren nicht besonders aufregend. Wir Studenten hatten haupts�chlich theoretische F�cher zu absolvieren. Es gab aber einige interessante Professoren und ein paar Reisen. Nach der Hochschule war ich als Kameramann im Ministerium f�r Wald und Forstwirtschaft besch�ftigt, wo ich die M�glichkeit hatte, fast alle W�lder und W�sten des Iran zu bereisen. Das Ergebnis meiner vierj�hrigen Mitarbeit waren Kurzfilme �ber die n�rdlichen W�lder des Iran, die W�ste in Khusestan und die Weiden in Kurdistan. Ich drehte auch einen Film �ber die Papierindustrie im Iran. W�hrend der Arbeit im Ministerium lernte ich Dr. Nader Afschar Naderi kennen. Diese Bekanntschaft bewirkte, dass ich mich mehr f�r die D�rfer, Nomaden und die Anthropologie im Allgemeinen zu interessieren begann. Dr. Afschar Naderi war zu der Zeit Direktor der sozialwissenschaftlichen Fakult�t der Universit�t Teheran und einer der bekanntesten Soziologen und Experten f�r die Nomadenproblematik des Iran. Er ist der Begr�nder der Nomadologie im Iran. Au�erdem war er professioneller Filmemacher und Fotograf. Seine bekanntesten Filme sind "Balut und Maschgh", �ber das Leben der Nomaden von Bujer Ahmadi und "Golab", �ber die Gewinnung von Rosenwasser in der N�he von Kaschan. Dr. Afschar Naderi forderte mich dazu auf, als Verantwortlicher f�r Film und Fotografie an seiner Fakult�t zu unterrichten. Zweimal w�chentlich hielt ich Vortr�ge �ber V�lkerkunde, Fotografie und Film. Sp�ter setzte ich hier meine Arbeit als Forschungsassistent fort. Wir unternahmen mit Studenten und Professoren viele Reisen und Exkursionen. Die Monografien "Abjaneh" und "Teppichw�scherei in Kaschan" entstanden. Ich fotografierte die D�rfer und die Nomaden. Die Projekte f�r das Ministerium f�r Wald- und Forstwirtschaft und f�r die sozialwissenschaftliche Fakult�t gaben mir die M�glichkeit, zwei verschiedene Beobachtungsmethoden kennen zu lernen, die meine zuk�nftige Arbeit sehr stark beeinflussen sollten. Ich konnte das Land, aus dem ich kam, aus zwei Blickwinkeln betrachten, einerseits naturwissenschaftlich und andererseits sozialwissenschaftlich. Am Ende des Jahres 1977 wurde das Institut f�r L�ndliche Forschungen unter der Leitung von Dr. Afschar Naderi gegr�ndet. In diesen Jahren wurde ich an der Hochschule f�r Dramatische Kunst im Fach Kinoregie aufgenommen. Am Institut f�r L�ndliche Forschungen wurde ich als Leiter der Film- und Fotografieabteilung und als Forschungsassistent besch�ftigt. Ich reiste mit den Forschungsgruppen als Mitarbeiter f�r Film, Filmentwurf und Forschungen mit. Die Monografien �ber die Insel Hormoz, �ber D�rfer im zentralen Belutschestan und �ber die Produktionsarten von Trauben in der Provinz Buschehr entstanden. Als Kameramann drehte ich den Film "Golab", als Regisseur und Kameramann den Film "Nakhl". Au�erdem begann ich an diesem Institut mit der Arbeit an einer Studie �ber das Leben der Fischer von Belutsch. Zwei Fotografieprojekte in den von Erdbeben ersch�tterten Gebieten in Tschahar Mahal, Bachtiyari und Tabas waren das Ergebnis dieser Reisen. Am Ende des Jahres 1978 reiste ich nach Frankreich um eine Zulassung f�r ein Studium der Film- und V�lkerkunde zu erhalten. Nach einem Monat Aufenthalt kam ich, wie viele andere, nach Iran zur�ck. Die ersten Anti-Schah Demonstrationen begannen. Bis nach dem Aufstand von 1978 hatte ich meine ganze Zelt dazu verwendet, Impressionen des Aufstandes in Fotos und Filmen festzuhalten. Im Jahre 1980 ging ich wieder nach Belutschestan und ans Ufer des Oman-Meeres, um dort das Leben der Fischer zu studieren. Es war ein sehr unsicheres Gebiet. Es konnte nicht gearbeitet werden. Ich begann intensiv mit dem Fernsehen zusammen zu arbeiten, wo ich bei der Produktion von Dokumentarfilmen als Forscher, Kameramann oder Regisseur mitwirkte. Als Forscher und Regisseur im Film "Ghali Schujan" (Teppichw�scherei), als Forscher und Kameramann im Film "Ghanat" (Unterirdische Wasserkan�le) in den W�stengebieten von Kaschan und Jasd, als Forscher im Film "Danehaje Roghani " (�lkerne) im Norden des Iran, als Forscher in den Filmen "Hur � Doragh" (W�ste, Wald und Weide), als Forscher und Regisseur im Film "Die Fischer von Belutsch". Im Jahre 1986 arbeitete ich mit Kamran Schirdel, einem der bekanntesten Dokumentarfilmemacher an der Produktion von zwei Filmen �ber die �lproblematik im S�den, insbesonders im Gebiet Khusestan und Buschehr, als Assistent und Fotograf mit. Ich hatte mich mit Khusestan in verschiedenen Aspekten auseinandergesetzt, nicht aber in Bezug auf die �lvorkommen. Die meisten �lquellen sind in den Gebieten der Nomaden Bachtiyari und Bujer Ahmadi. Die �lraffinerien in Khusestan beeintr�chtigen das Leben der Nomaden stark. In den Jahren nach dem Aufstand konnte man die Studien �ber D�rfer und Nomaden wieder aufnehmen. Das Institut Hamun besch�ftigte sich eingehend mit diesem Thema. Das Institut begann mit seinen Studien im Osten des Iran und setzte sie �ber die Provinz Jasd fort. Es besch�ftigt sich jetzt mit Studien �ber die Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari, die eines der gr��ten Nomadengebiete im Iran darstellen. Aus Interesse begann ich meine Mitarbeit in diesem Institut. W�hrenddessen wurden zwei Berichte von Reza Kaseruni, einem bekannten Forscher auf diesem Gebiet, ver�ffentlicht. Im ersten Bericht werden seine Beobachtungen der Wanderungen von ein paar Familien vom Stamm Buyer Ahmad in der Provinz Kohgiluyeh und Bujer Ahmad beschrieben. Der zweite Bericht ist eine theoretische Auseinandersetzung mit der Sesshaftmachung der Nomaden im Iran, basierend auf statistischen Daten von 1956 bis 1981. Nach dem Lesen dieser Berichte hatte ich entschieden, einen Film �ber die Thematik zu drehen. Das schlug ich Massoud Schafigh, dem Direktor des Instituts Hamun vor. Er meinte, ich solle eine Zeit lang mit den Nomaden zusammen leben und mit ihnen wandern. Ich wurde somit Augenzeuge einer Wanderung der Nomaden vom Gebiet Lorestan und der Zigeuner, die vom Khusestan auf der Reise nach Westen auch durch unsere kleine Stadt kamen. Schon als Kind konnte ich erste Kenntnisse �ber diese Lebensart gewinnen, die ich auf meinen sp�teren Reisen vervollst�ndigen sollte. Die Ideen von Schafigh kamen mir sehr verlockend vor. Ich bereitete mich f�r diese Reise ab M�rz 1986 vor. Ich hatte den Nomadenstamm Bachtiyari ausgew�hlt, mit dem das Institut Hamun ebenfalls besch�ftigt war. Der andere Grund daf�r war, dass auch viele iranische und internationale Forscher sich damit besch�ftigt hatten. Der erste Film, der �ber diesen Nomadenstamm gemacht wurde, ist "Grass", den der amerikanische Filmemacher, M. Cooper 1925/26 drehte. Die Nomaden von Bachtiyari sind einer der gr��ten Nomadenst�mme im Iran. Sie wandern zwischen dem Sommerquartier im Norden in der Provinz Khusestan und dem Winterquartier in der Provinz Tschahar Mahal, Bachtiyari und in der Provinz Isfahan hin und her. Anfang April 1986 fuhr ich, mit Reza Kaseruni, einem Freund und Forscher, in die Stadt Masdjed Soleiman, die ein Sommersitz des Nomadenstammes Bachtiyari ist. Wir fuhren in Begleitung eines F�hrers in diese Stadt. Nachdem wir den Fluss Karun(1) �berquert hatten, erreichten wir in der Nacht das f�r uns interessante Gebiet. Die Wege waren steinig und schlecht und wir kamen nur langsam voran. Es kamen uns zwei Nomaden mit einer Laterne in der Hand entgegen, die unseren F�hrer kannten. Sie f�hrten uns zu ihren Zelten. Das Oberhaupt der Familie begr��te uns. Nach Nomadentradition schlachteten und grillten sie ein Lamm f�r uns. Wir blieben fast die ganze Nacht hindurch wach und redeten miteinander. Wir erz�hlten von unserem Vorhaben. Wir erhielten das Versprechen, solange bleiben zu k�nnen, wie wir wollten. Am Morgen wurden wir von den L�mmer, Ziegen und Schafe geweckt. Vor uns lag eine wundersch�ne Landschaft. Dieses Gebiet ist als "Des � Assad Khan" bekannt und ist 75 km von Masdjed Soleiman entfernt. Die Familie, die uns als G�ste aufgenommen hatte, z�hle 13 Mitglieder. Sie lebten alle in einem Zelt. Mein Mitarbeiter und ich schliefen au�erhalb des Zeltes, au�er wenn es regnete. Ein paar Tage sp�ter begann die Wanderung. Nach einem Monat mit den Nomaden und nach 300 Kilometer Wanderung erreichten wir die H�he von Zardkooh, eine der wichtigen H�hen der Zagros-Bergkette in der Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari. Auf dieser Reise stellte ich viele Schriften, Bilder und einen genauen Plan des Weges fertig(2). Trotz des schweren Weges und der Probleme mit Essen und Schlafen war es eine sehr aufregende und unvergessliche Reise. Nachdem ich alle Schriften und Fotos geordnet hatte, schrieb ich einen Entwurf f�r einen Film. Diese Reise erm�glichte mir, das Leben dieser Nomaden aus der N�he zu betrachten. Es ist ein Leben voller Schwierigkeiten und Schmerzen. M. Cooper hat in seinem Film alle Schwierigkeiten und Probleme dieser Lebensart auf der Leinwand festgehalten. Im Film "Grass" und in Coopers Erinnerungen an die Nomadenwanderung "Die Reise in das Land der Tapferen" meint er, dass der �berlebenskampf der Nomaden einem Epos gleichkomme. Zwischen Coopers und meinen Beobachtungen sind fast 63 Jahre vergangen. Als Cooper mit dem Stamm wanderte, bestand dieser aus Hunderten Familien. Nach Cooper waren sie 50.000 Menschen und 500.000 Schafe. Nach 63 Jahren wanderte ich mit ein paar Familien und weniger als tausend Schafen und Ziegen auf demselben Weg, den Cooper bereist hatte. Dieser Unterschied beeinflusste meinen Filmentwurf. Im Sommer desselben Jahres reiste ich f�r ein paar Tage in das Sommerlager der Familie, mit der ich gewandert war und sprach mit ihnen dar�ber, einen Film �ber ihr Leben zu machen. Der Herr der Familie und sein �ltester Sohn akzeptierten. Zu Herbstbeginn, wenn es k�lter wird, verlassen die Nomaden die H�hen, und kehren in den Norden von Khusestan zur�ck. Dieses Mal wollte ich sie auch begleiten. Ich erreichte das Gebiet ein paar Tage sp�ter, da ich keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen konnte. Ich verfolgte den Weg der Familie und erreichte sie erst im Norden von Khusestan. Die Wanderung ist im Herbst noch m�hevoller als im Fr�hjahr. Die Familien sind gezwungen, einen l�ngeren Weg zu gehen, um zu Wasser und Gr�nfutter f�r die Tiere zu kommen. In Teheran bereitete ich den Filmentwurf vor und gab ihn beim Fernsehen ab. Der Entwurf wurde akzeptiert, wegen des Filmbudgets lehnte ich aber die Mitarbeit beim Fernsehen ab. Nach einer Besprechung mit Ethnologen und Freunden �bernahm ich die Produktion des Filmes. Viele Freunde halfen mir technisch und finanziell. Wir stellten die Filmsequenzen im Herbst und Winter fertig. Im n�chsten Jahr, nach der Vorbereitung der Filmgruppe, wurden die Dreharbeiten f�r die Fr�hlingssequenzen und die Wanderung vorbereitet. Diesmal waren wir f�nf Personen. Um unser gesamtes technisches Equipment mitnehmen zu k�nnen, liehen wir vier Maultiere. Wir nahmen keine Lebensmittel mit. Die Nomaden versorgten uns mit Brot und Joghurt. Als wir das Gebiet erreichten, waren alle Familien schwarz gekleidet. Ein Mann und eine junge Frau waren gestorben. Die junge Frau, die Schw�gerin des Herrn der Familie, die wahrend der Wintersequenzen noch am Leben war, war w�hrend einer Geburt gestorben. Sie hinterlie� f�nf Kinder. Nach den letzten Trauertagen bereiteten sich die Familien vor, ins Winterquartier zu wandern. W�hrend der Wanderung wurden wir Augenzeugen einer weiteren Trag�die. Eine Frau brachte ein Kind zur Welt, das tags darauf starb. Die Familie begrub das Kind unter Steinen. In diesen traurigen Bildern hielten wir die M�hsal und die Schmerzen dieses Wanderlebens fest. Wir konnten den Film wegen finanzieller Schwierigkeiten erst nach fast einem Jahr fertig stellen. In Paris wurde der Film im Museum f�r V�lkerkunde durch J. P. Digard, der ein bekannter Ethnologe und Experte f�r Bachtiyari Nomaden ist, in C.N.R.S. vorgef�hrt. Er wurde vom �WF ins Deutsche �bersetzt und nach der Vorf�hrung im Museum f�r V�lkerkunde in Wien, beim Anthropologie-Dritte Welt Filmfestival in Freiburg gezeigt. Nach der Fertigstellung dieses Filmes setzte ich meine Reisen in andere Nomadengebiete des Iran fort. Die Ergebnisse dieser Reisen sind ein Bildbericht �ber die Zelte der Ghaschghai Nomaden in ihrem Winter- und Sommerlager, ein Bericht �ber die Zelte von Ilam Nomaden, das Alatschigh (Zelt) bei den Schahsawan Nomaden, viele Bilder und Dias von anderen Nomadengebieten des Iran und ein paar Entw�rfe f�r Dokumentarfilme. W�hrend meiner Reisen mit den Nomaden wurde das Interesse f�r traditionelle Zeremonien im Iran in mir geweckt. 1989 wollte ich einen Filmentwurf �ber zeremonielle Opferfeste (Kamelschlachten) im Kaschan vorbereiten. 1990, nachdem ich diese Zeremonie genauer studiert habe, habe ich den Film gedreht. Dieser Film wird vom �WF fertiggestellt. Ich reise seit vielen Jahren in alle Gebiete des Iran. Obwohl ich das Fach Ethnologie nicht studiert habe, interessiere ich mich daf�r. Ich muss mich f�r meine Forschungsarbeiten mit diesem Fach theoretisch auseinandersetzen und habe im Laufe der Zeit, durch meine Arbeit mit vielen bekannten iranischen Forschern eine Verbindung zwischen Fotografie und Ethnologie geschaffen. Es ist mir noch immer ein gro�es Anliegen, meine Reisen im Iran fortzusetzen, um mit Hilfe meiner Erfahrungen neue Probleme und Fachgebiete in Filme umzusetzen. Ich hoffe, dass ich nach der Beendigung von zwei aktuellen Filmprojekten den Filmentwurf �ber das Leben der Nomaden, den ich seit Jahren plane, fertig stellen kann. ------------------------------------------------- Fu�noten: (1) Als M. Cooper den Film "Grass" drehte, gab es noch keine Br�cke �ber den Fluss Karun. Jedes Jahr zur Zeit der Wanderung, mussten die Bachtiyari Nomaden und ihr Vieh 200 Meter schwimmen, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Der �bergang der Nomaden �ber den Fluss Karun ist eine faszinierende Szene im Film "Grass". (2) Die Schriften �ber diese und die weiteren Reisen mit dieser Famille werden in einem Bericht in Teheran ver�ffentlicht. ------------------------------------------------- Biographie: Farhad Varahram, geb. 1948 in Burudjerd, Iran. Ausbildung: Abschluss als Kameramann an der Hochschule f�r Film und Fernsehen im Jahre 1973, Abschluss als Regisseur an der Hochschule f�r Dramatische Kunst im Jahre 1984. Berufserfahrung: Ab dem Jahr 1974 Kameramann im Ministerium f�r Wald und Forstwirtschaft, Assistent an der Fakult�t f�r Anthropologische Forschungen an der Universit�t Teheran, Verantwortlicher f�r Filmarbeiten, Lehrbeauftragter f�r anthropologische Filme an der Universit�t Teheran, Verantwortlicher f�r Film und Fotografie und Experte am Institut f�r L�ndliche Forschungen. ===================================== Dieser Text liegt auch unter: http://fm4.orf.at/grenzfurthner/134037/main ===================================== www.monochrom.at ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/