das ende der nahrungskette on Fri, 29 Aug 2003 12:27:21 +0200 (CEST)


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[rohrpost] PERSISCHE IMPRESSIONEN / Vernissage / monochrom-Raum, 28.August 2003 / 20 Uhr


PERSISCHE IMPRESSIONEN
Fotografien von Farhad Varahram

Vernissage im monochrom-Raum im MQ, Donnerstag/28. August 2003, 20:00
( http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html )

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PERSISCHE IMPRESSIONEN
Fotografien von Farhad Varahram

Ich freue mich au�erordentlich, die Vernissage zur Ausstellung von Farhad
Varahram: "Persische Impressionen" am 28. September 2003 um 20 Uhr im
monochrom-Raum im Museumsquartier ank�ndigen zu d�rfen.
Farhad Varahram (geb. 1948) ist Besitzer des Kopierladens "Intercopy" im 5.
Wiener Gemeindebezirk - und da ich unweit von dort zu wohnen pflege, und im
Laden Stammkunde bin, kamen wir h�ufig ins Gespr�ch. Und so erfuhr ich, dass
Farhad eigentlich Filmregisseur, Kameramann, Fotograf, Ethnologe und
Anthropologe ist - und erst in zweiter Linie Kopierladenbesitzer.
Und so entschlossen wir uns, im monochrom-Raum eine Ausstellung einiger seiner
Bilder zu organisieren.
Er �berreichte mir neben einem tabellarischen Lebenslauf auch einen l�ngeren
Text, und den kann ich euch nicht vorenthalten. Es handelt sich um einen
kurzen
Abriss seines Lebens ...
(Johannes Grenzfurthner, www.monochrom.at)

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Ich vergesse nie das erste Mal als ich bewegte Bilder auf der Kinoleinwand
sah.
Von Farhad Varahram

Es war in den Jahren nach dem Putsch 1952. Das B�ro f�r �ffentlichkeitsarbeit
der Armee sandte Gruppen in die kleinen, abgelegenen St�dte, um patriotische
Filme vorzuf�hren. Diese wurden zumeist in der einzigen Halle der Stadt, im
Gymnasium oder wenn mehr Zuschauer erwartet wurden auf dem nicht asphaltierten
Platz, auf dem sonst Fu�ball gespielt wurde, gezeigt. Zwei oder drei Tage vor
einer Filmvorf�hrung fuhr ein Auto mit einem Lautsprecher am Dach durch die
Gassen, um Uhrzeit und Datum zu verlautbaren. Es verbreitete sich gro�e
Aufregung in der Stadt, in der ansonsten das ganze Jahr �ber Stille herrschte.
Die Leute st�rmten den Vorf�hrungsort nat�rlich schon ein paar Stunden vorher,
um einen guten Platz zu ergattern. Auch ich habe gewartet, auf das Dunkle des
Himmels und das Helle der Kinoleinwand, wie all die Anderen.
Ein paar Jahre sp�ter wurde ein eigener Platz f�r die Filmvorf�hrungen
angelegt. Hier konnten dann mehrmals im Jahr - in den 3 Sommermonaten - Filme
gezeigt werden. Das neue Kino hatte kein Dach, nur die W�nde vermittelten das
Gef�hl eines geschlossenen Raumes. Die Filme waren meistens so alt, dass sie
w�hrend der Vorf�hrung mehrmals abrissen. Dazu kam noch, dass der
Filmvorf�hrer
die Filmspulen h�ufig miteinander verwechselte. Ab und zu verga� er auch ein
paar. In diesem Kino hatten die hohen Beamten einen besonderen Platz, ihre
Ehrenpl�tze waren mit W�nden von den anderen abgetrennt.
Eines Tages legte unser Filmvorf�hrer den Apparat still und fing noch einmal
von vorne an. Es war das erste Mal, dass der Oberste der Stadtpolizei in unser
Kino gekommen war.
In diesen Sommern habe ich alle Filmvorf�hrungen besucht, einige sogar
dreimal.
Einige Jahre sp�ter wurde ein neues Kino er�ffnet, man konnte jetzt das ganze
Jahr �ber nicht nur iranischen Filme sondern auch indische und �gyptische
sehen.
Ich aber fuhr mit ein paar Freunden in die 55 km entfernte Stadt Burudjerd und
konnte dort erstmals international bedeutende Filme sehen.
Ich bin in Burudjerd geboren. Als ich zwei Jahre alt war �bersiedelten wir
nach
Nahawand. Meine Mutter war Schuldirektorin, mein Vater Ingenieur f�r
Landwirtschaft, Botaniker und Entomologe. Er bereiste von Berufs wegen viele
Gegenden des Iran und nahm mich ab und zu mit.
Ich werde nie die Jahre vergessen, als die Heuschrecken die Acker st�rmten.
Sie
kamen aus Saudi Arabien in den S�den und den Westen des Iran. Wenn sie flogen,
verwandelte sich der Himmel in einen grauen Teppich. Sie landeten auf den
Ackern, zerst�rten die Ernte und zogen weiter. Ein Mitarbeiter meines Vaters
hielt diese Bilder mit der Kamera fest. Ich w�nschte mir, das eines Tages auch
zu k�nnen. Aber es war schwer, an einen Fotoapparat zu kommen.     I
Am Anfang habe ich nur Fotos entwickelt. Mit einem Freund, der sich auch f�r
Fotografie interessierte, habe ich einen primitiven Vergr��erungsapparat
gebaut. Es war faszinierend, das Erscheinen der Bilder im Entwickler zu
beobachten. Sp�ter haben wir in einem kleinen Zimmer Filme vorgef�hrt. Der
Filmprojektor war auch unser Werk. Unsere Freunde und die Kinder aus der
Nachbarschaft bildeten das Publikum.
Nach dem Gymnasium ging ich f�r zwei Jahre nach Kurdistan. Zu dieser Zeit
schickte man die jungen M�nner zum Pr�senzdienst anstatt zum Milit�r nach
einer
kurzen Ausbildung in die Landwirtschaft oder als Lehrer in kleine D�rfer. Ich
hatte Gl�ck. In den Jahren dieses Pr�senzdienstes hatte ich viel Zeit zu lesen
und eine der sch�nsten Provinzen des Iran genauer kennen zu lernen. Ich lernte
Theater- und Musikgruppen kennen und spielte auch Theater.
Ich besa� aber immer noch keine eigene Kamera. Meistens borgte ich mir eine
aus, um die Landschaften und D�rfer zu fotografieren. Diese Fotos waren meine
ersten ernst zu nehmenden Einblicke in die Welt der Fotografie.
Nach dem Pr�senzdienst wohnte ich in einer kleinen Mietwohnung in der N�he der
Teheraner Universit�t. Dort habe ich mich intensiv mit Film und Fotografie
besch�ftigt. Ich besuchte diverse Galerien, absolvierte einen Theaterkurs und
spielte in einem experimentellen Film.
"Der Sohn Iran h�rt nichts von seiner Mutter" war der erste Film, in dem ich
eine Rolle �bernahm. Bei den Dreharbeiten war ich immer besonders aufgeregt,
nicht wegen des Auftritts, wegen der 35mm Kamera, die ich bis dato nur auf
Fotos gesehen hatte. W�hrend die anderen mit ihrer Arbeit und mit ihren Rollen
besch�ftigt waren, hatte ich nur Augen f�r die Kamera und die Bewegungen des
Kameramanns. Diese Faszination trieb mich dazu, nachts am Drehort zu schlafen.
Ich arbeitete auch freiwillig, half beim Malen, Transportieren und bei
sonstigem.
Ich bestand die Aufnahmepr�fung an der Hochschule f�r Film und Fernsehen. Die
Jahre der Hochschule waren nicht besonders aufregend. Wir Studenten hatten
haupts�chlich theoretische F�cher zu absolvieren. Es gab aber einige
interessante Professoren und ein paar Reisen. Nach der Hochschule war ich als
Kameramann im Ministerium f�r Wald und Forstwirtschaft besch�ftigt, wo ich die
M�glichkeit hatte, fast alle W�lder und W�sten des Iran zu bereisen. Das
Ergebnis meiner vierj�hrigen Mitarbeit waren Kurzfilme �ber die n�rdlichen
W�lder des Iran, die W�ste in Khusestan und die Weiden in Kurdistan. Ich
drehte
auch einen Film �ber die Papierindustrie im Iran.
W�hrend der Arbeit im Ministerium lernte ich Dr. Nader Afschar Naderi kennen.
Diese Bekanntschaft bewirkte, dass ich mich mehr f�r die D�rfer, Nomaden und
die Anthropologie im Allgemeinen zu interessieren begann. Dr. Afschar Naderi
war zu der Zeit Direktor der sozialwissenschaftlichen Fakult�t der Universit�t
Teheran und einer der bekanntesten Soziologen und Experten f�r die
Nomadenproblematik des Iran. Er ist der Begr�nder der Nomadologie im Iran.
Au�erdem war er professioneller Filmemacher und Fotograf. Seine bekanntesten
Filme sind "Balut und Maschgh", �ber das Leben der Nomaden von Bujer Ahmadi
und
"Golab", �ber die Gewinnung von Rosenwasser in der N�he von Kaschan. Dr.
Afschar Naderi forderte mich dazu auf, als Verantwortlicher f�r Film und
Fotografie an seiner Fakult�t zu unterrichten.
Zweimal w�chentlich hielt ich Vortr�ge �ber V�lkerkunde, Fotografie und Film.
Sp�ter setzte ich hier meine Arbeit als Forschungsassistent fort. Wir
unternahmen mit Studenten und Professoren viele Reisen und Exkursionen. Die
Monografien "Abjaneh" und "Teppichw�scherei in Kaschan" entstanden. Ich
fotografierte die D�rfer und die Nomaden.
Die Projekte f�r das Ministerium f�r Wald- und Forstwirtschaft und f�r die
sozialwissenschaftliche Fakult�t gaben mir die M�glichkeit, zwei verschiedene
Beobachtungsmethoden kennen zu lernen, die meine zuk�nftige Arbeit sehr stark
beeinflussen sollten.
Ich konnte das Land, aus dem ich kam, aus zwei Blickwinkeln betrachten,
einerseits naturwissenschaftlich und andererseits sozialwissenschaftlich.
Am Ende des Jahres 1977 wurde das Institut f�r L�ndliche Forschungen unter der
Leitung von Dr. Afschar Naderi gegr�ndet. In diesen Jahren wurde ich an der
Hochschule f�r Dramatische Kunst im Fach Kinoregie aufgenommen. Am Institut
f�r
L�ndliche Forschungen wurde ich als Leiter der Film- und Fotografieabteilung
und als Forschungsassistent besch�ftigt. Ich reiste mit den Forschungsgruppen
als Mitarbeiter f�r Film, Filmentwurf und Forschungen mit. Die Monografien
�ber
die Insel Hormoz, �ber D�rfer im zentralen Belutschestan und �ber die
Produktionsarten von Trauben in der Provinz Buschehr entstanden. Als
Kameramann
drehte ich den Film "Golab", als Regisseur und Kameramann den Film "Nakhl".
Au�erdem begann ich an diesem Institut mit der Arbeit an einer Studie �ber das
Leben der Fischer von Belutsch. Zwei Fotografieprojekte in den von Erdbeben
ersch�tterten Gebieten in Tschahar Mahal, Bachtiyari und Tabas waren das
Ergebnis dieser Reisen.
Am Ende des Jahres 1978 reiste ich nach Frankreich um eine Zulassung f�r ein
Studium der Film- und V�lkerkunde zu erhalten. Nach einem Monat Aufenthalt kam
ich, wie viele andere, nach Iran zur�ck. Die ersten Anti-Schah Demonstrationen
begannen. Bis nach dem Aufstand von 1978 hatte ich meine ganze Zelt dazu
verwendet, Impressionen des Aufstandes in Fotos und Filmen festzuhalten.
Im Jahre 1980 ging ich wieder nach Belutschestan und ans Ufer des Oman-Meeres,
um dort das Leben der Fischer zu studieren. Es war ein sehr unsicheres Gebiet.
Es konnte nicht gearbeitet werden.
Ich begann intensiv mit dem Fernsehen zusammen zu arbeiten, wo ich bei der
Produktion von Dokumentarfilmen als Forscher, Kameramann oder Regisseur
mitwirkte.
Als Forscher und Regisseur im Film "Ghali Schujan" (Teppichw�scherei), als
Forscher und Kameramann im Film "Ghanat" (Unterirdische Wasserkan�le) in den
W�stengebieten von Kaschan und Jasd, als Forscher im Film "Danehaje Roghani "
(�lkerne) im Norden des Iran, als Forscher in den Filmen "Hur � Doragh" 
(W�ste, Wald und Weide), als Forscher und Regisseur im Film "Die Fischer von
Belutsch".

Im Jahre 1986 arbeitete ich mit Kamran Schirdel, einem der bekanntesten
Dokumentarfilmemacher an der Produktion von zwei Filmen �ber die �lproblematik
im S�den, insbesonders im Gebiet Khusestan und Buschehr, als Assistent und
Fotograf mit.
Ich hatte mich mit Khusestan in verschiedenen Aspekten auseinandergesetzt,
nicht aber in Bezug auf die �lvorkommen.
Die meisten �lquellen sind in den Gebieten der Nomaden Bachtiyari und Bujer
Ahmadi. Die �lraffinerien in Khusestan beeintr�chtigen das Leben der Nomaden
stark.

In den Jahren nach dem Aufstand konnte man die Studien �ber D�rfer und Nomaden
wieder aufnehmen. Das Institut Hamun besch�ftigte sich eingehend mit diesem
Thema. Das Institut begann mit seinen Studien im Osten des Iran und setzte sie
�ber die Provinz Jasd fort. Es besch�ftigt sich jetzt mit Studien �ber die
Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari, die eines der gr��ten Nomadengebiete im
Iran darstellen. Aus Interesse begann ich meine Mitarbeit in diesem Institut.
W�hrenddessen wurden zwei Berichte von Reza Kaseruni, einem bekannten Forscher
auf diesem Gebiet, ver�ffentlicht. Im ersten Bericht werden seine
Beobachtungen
der Wanderungen von ein paar Familien vom Stamm Buyer Ahmad in der Provinz
Kohgiluyeh und Bujer Ahmad beschrieben. Der zweite Bericht ist eine
theoretische Auseinandersetzung mit der Sesshaftmachung der Nomaden im Iran,
basierend auf statistischen Daten von 1956 bis 1981. Nach dem Lesen dieser
Berichte hatte ich entschieden, einen Film �ber die Thematik zu drehen. Das
schlug ich Massoud Schafigh, dem Direktor des Instituts Hamun vor. Er meinte,
ich solle eine Zeit lang mit den Nomaden zusammen leben und mit ihnen wandern.
Ich wurde somit Augenzeuge einer Wanderung der Nomaden vom Gebiet Lorestan und
der Zigeuner, die vom Khusestan auf der Reise nach Westen auch durch unsere
kleine Stadt kamen. Schon als Kind konnte ich erste Kenntnisse �ber diese
Lebensart gewinnen, die ich auf meinen sp�teren Reisen vervollst�ndigen
sollte.
Die Ideen von Schafigh kamen mir sehr verlockend vor. Ich bereitete mich f�r
diese Reise ab M�rz 1986 vor. Ich hatte den Nomadenstamm Bachtiyari
ausgew�hlt,
mit dem das Institut Hamun ebenfalls besch�ftigt war. Der andere Grund daf�r
war, dass auch viele iranische und internationale Forscher sich damit
besch�ftigt hatten. Der erste Film, der �ber diesen Nomadenstamm gemacht
wurde,
ist "Grass", den der amerikanische Filmemacher, M. Cooper 1925/26 drehte.
Die Nomaden von Bachtiyari sind einer der gr��ten Nomadenst�mme im Iran. Sie
wandern zwischen dem Sommerquartier im Norden in der Provinz Khusestan und dem
Winterquartier in der Provinz Tschahar Mahal, Bachtiyari und in der Provinz
Isfahan hin und her.

Anfang April 1986 fuhr ich, mit Reza Kaseruni, einem Freund und Forscher, in
die Stadt Masdjed Soleiman, die ein Sommersitz des Nomadenstammes Bachtiyari
ist. Wir fuhren in Begleitung eines F�hrers in diese Stadt. Nachdem wir den
Fluss Karun(1) �berquert hatten, erreichten wir in der Nacht das f�r uns
interessante Gebiet. Die Wege waren steinig und schlecht und wir kamen nur
langsam voran. Es kamen uns zwei Nomaden mit einer Laterne in der Hand
entgegen, die unseren F�hrer kannten. Sie f�hrten uns zu ihren Zelten. Das
Oberhaupt der Familie begr��te uns. Nach Nomadentradition schlachteten und
grillten sie ein Lamm f�r uns. Wir blieben fast die ganze Nacht hindurch wach
und redeten miteinander. Wir erz�hlten von unserem Vorhaben. Wir erhielten das
Versprechen, solange bleiben zu k�nnen, wie wir wollten. Am Morgen wurden wir
von den L�mmer, Ziegen und Schafe geweckt. Vor uns lag eine wundersch�ne
Landschaft. Dieses Gebiet ist als "Des � Assad Khan" bekannt und ist 75 km von
Masdjed Soleiman entfernt. Die Familie, die uns als G�ste aufgenommen hatte,
z�hle 13 Mitglieder. Sie lebten alle in einem Zelt. Mein Mitarbeiter und ich
schliefen au�erhalb des Zeltes, au�er wenn es regnete. Ein paar Tage sp�ter
begann die Wanderung. Nach einem Monat mit den Nomaden und nach 300 Kilometer
Wanderung erreichten wir die H�he von Zardkooh, eine der wichtigen H�hen der
Zagros-Bergkette in der Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari. Auf dieser
Reise
stellte ich viele Schriften, Bilder und einen genauen Plan des Weges
fertig(2).

Trotz des schweren Weges und der Probleme mit Essen und Schlafen war es eine
sehr aufregende und unvergessliche Reise. Nachdem ich alle Schriften und Fotos
geordnet hatte, schrieb ich einen Entwurf f�r einen Film. Diese Reise
erm�glichte mir, das Leben dieser Nomaden aus der N�he zu betrachten. Es ist
ein Leben voller Schwierigkeiten und Schmerzen.
M. Cooper hat in seinem Film alle Schwierigkeiten und Probleme dieser
Lebensart
auf der Leinwand festgehalten. Im Film "Grass" und in Coopers Erinnerungen an
die Nomadenwanderung "Die Reise in das Land der Tapferen" meint er, dass der
�berlebenskampf der Nomaden einem Epos gleichkomme.
Zwischen Coopers und meinen Beobachtungen sind fast 63 Jahre vergangen. Als
Cooper mit dem Stamm wanderte, bestand dieser aus Hunderten Familien. Nach
Cooper waren sie 50.000 Menschen und 500.000 Schafe. Nach 63 Jahren wanderte
ich mit ein paar Familien und weniger als tausend Schafen und Ziegen auf
demselben Weg, den Cooper bereist hatte. Dieser Unterschied beeinflusste
meinen
Filmentwurf. Im Sommer desselben Jahres reiste ich f�r ein paar Tage in das
Sommerlager der Familie, mit der ich gewandert war und sprach mit ihnen
dar�ber, einen Film �ber ihr Leben zu machen. Der Herr der Familie und sein
�ltester Sohn akzeptierten.
Zu Herbstbeginn, wenn es k�lter wird, verlassen die Nomaden die H�hen, und
kehren in den Norden von Khusestan zur�ck. Dieses Mal wollte ich sie auch
begleiten. Ich erreichte das Gebiet ein paar Tage sp�ter, da ich keinen
Kontakt
mit ihnen aufnehmen konnte. Ich verfolgte den Weg der Familie und erreichte
sie
erst im Norden von Khusestan.
Die Wanderung ist im Herbst noch m�hevoller als im Fr�hjahr. Die Familien sind
gezwungen, einen l�ngeren Weg zu gehen, um zu Wasser und Gr�nfutter f�r die
Tiere zu kommen.
In Teheran bereitete ich den Filmentwurf vor und gab ihn beim Fernsehen ab.

Der Entwurf wurde akzeptiert, wegen des Filmbudgets lehnte ich aber die
Mitarbeit beim Fernsehen ab. Nach einer Besprechung mit Ethnologen und
Freunden
�bernahm ich die Produktion des Filmes. Viele Freunde halfen mir technisch und
finanziell. Wir stellten die Filmsequenzen im Herbst und Winter fertig. Im
n�chsten Jahr, nach der Vorbereitung der Filmgruppe, wurden die Dreharbeiten
f�r die Fr�hlingssequenzen und die Wanderung vorbereitet. Diesmal waren wir
f�nf Personen. Um unser gesamtes technisches Equipment mitnehmen zu k�nnen,
liehen wir vier Maultiere. Wir nahmen keine Lebensmittel mit. Die Nomaden
versorgten uns mit Brot und Joghurt.
Als wir das Gebiet erreichten, waren alle Familien schwarz gekleidet. Ein Mann
und eine junge Frau waren gestorben. Die junge Frau, die Schw�gerin des Herrn
der Familie, die wahrend der Wintersequenzen noch am Leben war, war w�hrend
einer Geburt gestorben. Sie hinterlie� f�nf Kinder. Nach den letzten
Trauertagen bereiteten sich die Familien vor, ins Winterquartier zu wandern.
W�hrend der Wanderung wurden wir Augenzeugen einer weiteren Trag�die. Eine
Frau
brachte ein Kind zur Welt, das tags darauf starb. Die Familie begrub das Kind
unter Steinen. In diesen traurigen Bildern hielten wir die M�hsal und die
Schmerzen dieses Wanderlebens fest. Wir konnten den Film wegen finanzieller
Schwierigkeiten erst nach fast einem Jahr fertig stellen.

In Paris wurde der Film im Museum f�r V�lkerkunde durch J. P. Digard, der ein
bekannter Ethnologe und Experte f�r Bachtiyari Nomaden ist, in C.N.R.S.
vorgef�hrt. Er wurde vom �WF ins Deutsche �bersetzt und nach der Vorf�hrung im
Museum f�r V�lkerkunde in Wien, beim Anthropologie-Dritte Welt Filmfestival in
Freiburg gezeigt. Nach der Fertigstellung dieses Filmes setzte ich meine
Reisen
in andere Nomadengebiete des Iran fort. Die Ergebnisse dieser Reisen sind ein
Bildbericht �ber die Zelte der Ghaschghai Nomaden in ihrem Winter- und
Sommerlager, ein Bericht �ber die Zelte von Ilam Nomaden, das Alatschigh
(Zelt)
bei den Schahsawan Nomaden, viele Bilder und Dias von anderen Nomadengebieten
des Iran und ein paar Entw�rfe f�r Dokumentarfilme.
W�hrend meiner Reisen mit den Nomaden wurde das Interesse f�r traditionelle
Zeremonien im Iran in mir geweckt. 1989 wollte ich einen Filmentwurf �ber
zeremonielle Opferfeste (Kamelschlachten) im Kaschan vorbereiten. 1990,
nachdem
ich diese Zeremonie genauer studiert habe, habe ich den Film gedreht. Dieser
Film wird vom �WF fertiggestellt.
Ich reise seit vielen Jahren in alle Gebiete des Iran. Obwohl ich das Fach
Ethnologie nicht studiert habe, interessiere ich mich daf�r. Ich muss mich f�r
meine Forschungsarbeiten mit diesem Fach theoretisch auseinandersetzen und
habe
im Laufe der Zeit, durch meine Arbeit mit vielen bekannten iranischen
Forschern
eine Verbindung zwischen Fotografie und Ethnologie geschaffen.

Es ist mir noch immer ein gro�es Anliegen, meine Reisen im Iran fortzusetzen,
um mit Hilfe meiner Erfahrungen neue Probleme und Fachgebiete in Filme
umzusetzen.
Ich hoffe, dass ich nach der Beendigung von zwei aktuellen Filmprojekten den
Filmentwurf �ber das Leben der Nomaden, den ich seit Jahren plane, fertig
stellen kann.

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Fu�noten:

(1) Als M. Cooper den Film "Grass" drehte, gab es noch keine Br�cke �ber den
Fluss Karun. Jedes Jahr zur Zeit der Wanderung, mussten die Bachtiyari Nomaden
und ihr Vieh 200 Meter schwimmen, um auf die andere Seite des Flusses zu
gelangen. Der �bergang der Nomaden �ber den Fluss Karun ist eine faszinierende
Szene im Film "Grass".

(2) Die Schriften �ber diese und die weiteren Reisen mit dieser Famille werden
in einem Bericht in Teheran ver�ffentlicht.

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Biographie:
Farhad Varahram, geb. 1948 in Burudjerd, Iran.
Ausbildung: Abschluss als Kameramann an der Hochschule f�r Film und Fernsehen
im Jahre 1973, Abschluss als Regisseur an der Hochschule f�r Dramatische Kunst
im Jahre 1984. Berufserfahrung: Ab dem Jahr 1974 Kameramann im Ministerium f�r
Wald und Forstwirtschaft, Assistent an der Fakult�t f�r Anthropologische
Forschungen an der Universit�t Teheran, Verantwortlicher f�r Filmarbeiten,
Lehrbeauftragter f�r anthropologische Filme an der Universit�t Teheran,
Verantwortlicher f�r Film und Fotografie und Experte am Institut f�r L�ndliche
Forschungen.

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