Florian Cramer on Wed, 6 Aug 2003 23:50:11 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] heise online: Red Hat: Pinguine aller Laender,vereinigt euch!


Am Mittwoch, 06. August 2003 um 19:45:29 Uhr (+0200) schrieb Matthias Weiss:
 
> ich denke, es w�re an der Zeit, einmal �ber das Ph�nomen SCO auch in
> der Liste nachzudenken, um ggf. M�glichkeiten des Handelns definieren
> zu k�nnen. 

In Deutschland sind mit der gerichtlichen Verf�gung, die der
LinuxTag e.V. gegen den deutschen Ableger von SCO (alias Caldera)
erwirkt hat, bereits alle M�glichkeiten erfolgreich ausgesch�pft.

In der Freien Software-Gemeinde herrscht ansonsten (noch) die
Ansicht vor, da� es sich um ein Schmierentheater handelt, mit dem das
SCO/Caldera-Management k�nstlich den Aktienkurs der eigenen Firma
hochtreibt, um kurz vor ihrem Untergang mit Insiderverk�ufen abzusahnen.
Letztere sind kein Ger�cht mehr, sondern durch Daten der amerikanischen
B�rsenaufsicht belegbar.

Dennoch bleibt der Fall relevant bzw. interessant in Praxis und Theorie:

- Wie werden Firmen, Beh�rden, Hochschulen auf ad personam adressierte
SCO-Lizenzforderungen reagieren (�ber 700 bzw. 1500 Euro pro
GNU/Linux-Arbeitsplatzrechner), wer h�lt inkompetente Entscheider von
Zahlungen bzw. vom Ersatz freier durch propriet�re Systeme ab? R�cht
sich jetzt die mangelnde Differenzierung von Linux, dem Kernel,
einerseits und Linux-basierten Betriebssystemen (i.d.R. mit
GNU-Userland) andererseits, die SCO jetzt bewu�t als Waffe gegen freie
Software wendet? 

- Falls es tats�chlich Copyright-Verletzungen im Linux-Kernel gibt: Was
bedeutet dies f�r die Zukunft der dezentralen "Basar"-Entwicklungsmethode
(im Gegensatz zur zentralisierten Entwicklungsmethode z.B. des
GNU-Projekts, das allen Entwicklern f�rmliche Erkl�rungen abverlangt,
da� sie kein fremdes Copyright an Code verletzen)?

- Und schlie�lich: Wie erkl�ren pro- wie anti-marktwirtschaftliche
�konomen die Existenz halbseidener Parasiten-Firmen, deren
Gesch�ftsmodell allein darauf beruht, andere Firmen und Privatpersonen
auf Grund fadenscheiniger Urheber-, Vertrags- und Patentrechtsclaims
zu verklagen und daraus Millionengewinne scheffeln? (Warum hat
noch kein Science Fiction-Autor einen Roman �ber eine Zukunft
mit einer potemkischen �konomie geschrieben, in der "symbolisches
Kapital", "Aufmerksamkeits�konomie", "Dienstleistungsgesellschaft"
eben keine Verhei�ungsvokabeln sind, sondern die Insignien einer
Halsabschneider-�konomie mafi�ser Scheinfirmen, die sich gegenseitig mit
"Intellectual Property"-Klagen �berziehen und auf diese Weise Geldstr�me
kreieren?)

-F


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